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Rezension von Altman, W. The Guardians in Action: Plato the Teacher and the Post-Republic Dialogues from Timaeus to Theaetetus (2016)

Review of Altman, W. The Guardians in Action: Plato the Teacher and the Post-Republic Dialogues from Timaeus to Theaetetus (2016)

ALTMAN, W. H. F.. (2016). The Guardians in Action: Plato the Teacher and the Post-Republic Dialogues from Timaeus to Theaetetus . Lanham, Lexington Books.

ALTMAN, W. H. F. (2016). The Guardians in Action: Plato the Teacher and the Post-Republic Dialogues from Timaeus to Theaetetus. Lanham, Lexington Books.

Das Buch von William Altman ist als erster von zwei Bänden den sogenannten Spätdialogen gewidmet. Es behandelt sieben Dialoge in der folgenden Ordnung: Timaios, Kritias, Phaidros, Parmenides, Philebos, Kratylos und Theaitetos. Der zweite Band, The Guardians on Trial: The Reading Order of Plato's Dialogues from Euthyphro to Phaedo (Lexington Books, 2016), ist fokussiert auf die Dialoge, welche nach Ansicht des Autors die Leseordnung Platons abschließen: Euthyphron, Sophistes, Politikos, Apologie, Hipparchos, Minos, Kriton, Nomoi, Epinomis und Phaidon. In dieser zugleich pädagogischen und dramatischen Ordnung sei der Phaidon der letzte Dialog, weil auf seinen Seiten die heroische Geschichte über Sokrates zum Ende komme.

Schon aus dem Überblick auf diese Ordnung lässt sich erkennen, dass A. eine ganz eigene Auffassung der Entwicklung Platons besitzt. Tatsächlich setzt sich sein ganzes Projekt dem entgegen, was er den Eikos Mythos der Platonischen Entwicklung nennt (S. xiii). Anstatt der weltweit anerkannten Kompositionsordnung, die Platons Denken als ein evolutionäres versteht, bevorzugt A. eine Leseordnung, die nicht nur Platons Lehrtätigkeit in der Akademie geleitet hat, sondern auch die heutige Lektüre lenken soll. Angesichts von Platons Gedanken ist diese Ordnung mithin theoretisch unitarisch, weil sie in den mittleren Dialogen die doktrinelle Einheit findet, die das gesamte Werk durchdringt. Obwohl seine wichtigsten Voraussetzungen schon in der Aristotelischen Philosophie verwurzelt seien, sei der Entwicklungsansatz ein klares Produkt des neunzehnten Jahrhunderts, das man auf den Denker des aeì on nicht ohne schädliche hermeneutische Folgen anwenden könne. Im Gegenteil dazu versuche die Leseordnung dem Wesen des platonischen Denkens treu zu bleiben, indem sie das Unveränderliche voranstelle (S. 197; 424). A. schätzt seinen Vorschlag dennoch ganz realistisch ein: er erhebt keinen Anspruch auf eine unbedingte Wahrheit. Seine bescheidene Absicht beschränkt sich darauf, die Aufmerksamkeit der Gelehrten wieder stärker auf diese antike Interpretationsmethode zu richten, die sich bereits in den Tetralogien des Thrasyllos mutatis mutandis befinde (S. xxiii). Indem er diesen Gesichtspunkt verficht, bahnt er einen dritten Weg zwischen den vorherrschenden Paradigmen der Gegenwart, nämlich der Tübinger-Mailänder Schule und dem Paradigma der Kompositionsordnung. In Wirklichkeit aber visiert er vor allem die Kompositionsordnung an. Denn die erste Schule adoptiere ja das letzte Paradigma und hinsichtlich Platons angeblicher Entwicklung bleibe sie unitarisch, da sie vor dem Hintergrund der ungeschriebenen Lehren in der Lage sei, vor den vielen doktrinellen Widersprüchen der Dialoge eine einheitliche metaphysische Lehre aufzubauen.

Darüber hinaus versucht A., wie bereits in seinem Buch Plato the teacher: the crisis of the Republic (Lexington Books, 2012), einen neuen Terminus in die Studia Platonica einzuführen, nämlich „basanistic“. Das ist wohl der wertvollste Beitrag des Autors zu dem Feld. Im Einklang mit dem heutigen Zeitgeist legt er großen Wert auf die dramatischen Eigenschaften der Dialoge, welche für die Rekonstruktion der Leseordnung wichtiger seien als die philologischen Hinweise, wie etwa die Ergebnisse der sprachstatistischen Methode. Dazu aber fügt er einen pädagogischen Ansatz hinzu, im Lichte dessen viele Passagen der Dialoge - und in der Tat alle Spätdialoge - als Tests konzipiert werden (S. xxiii). Das ist genau die Wende, die er gegen das Entwicklungsparadigma einbringt. Die ersten Dialoge sieht er auch als philosophische und pädagogische Vorbereitung auf die Politeia. Die Politeia hingegen sei nicht nur ein weiterer Dialog, sondern Platons unüberwindbares opus magnum, in dem er die Wahrheit offenbare. Die nachfolgenden Dialoge werden demzufolge als Prüfungen angesehen, die das Verständnis der zentralen Thesen der Politeia erproben sollen (S. xviii). Deswegen sind die von der Politeia diplomierten Wächter, wie es sich aus dem Titel ablesen lässt, im Kampf gefordert. Konfrontiert mit den Lehrverformungen und der Ablehnung des Zwei-Welten-Platonismus müssen sie, in Übereinstimmung mit dem Kriegsgesang der Politeia (534b8-d1), zu ihren dialektischen Waffen greifen.

Hier ist es wichtig zu beachten, dass A. eine produktive Allianz mit den schärfsten Kritikern des Platonismus bildet. Seines Erachtens haben sie volles Recht, nach der Politeia einen Bruch mit den mittleren Dialogen festzustellen (S. xxiv). Ein besonderer Vorzug seines Buches ist es, dass er zugleich Platon und die Geschichte seiner Rezeption auf eine passionierte und gelehrte Weise erklärt. Das gilt sowohl für vergangene als auch für heutige Autoren, mit deren verschiedenen Ansichten er eine fruchtbare und demokratische Polyphonie schafft. In seiner Diskussion des Timaios, zum Beispiel, verwendet er ein Triangulationsverfahren zwischen John Cook Wilson, einem heftigen Kritiker Platons, R. D. Archer-Hind, einem Anhänger, und A. E. Taylor, dessen Stellungnahme die Lösung dieser Debatte sei, weil er zum ersten Mal erkannt habe, dass der Timaios nicht für Platon spreche. Die entscheidende Differenz von A.s Perspektive besteht jedoch darin, dass er die Widersprüche der Spätdialoge mit Rücksicht auf die mittleren als vorausgeplante Tests versteht. Mit anderen Worten, Platon habe diesen Bruch und sogar seine scheinbare Rückkehr zur Naturphilosophie absichtlich so gestaltet, um die Treue seiner Leser und Studenten zur Politeia zu prüfen.

Wichtige Elemente dieses pädagogischen Ansatzes gründet A. letztendlich auf Parmenides, der auch seiner Wahrheitsphilosophie einen täuschenden Kosmos folgen lässt. Seine Interpretation des Timaios lautet wie folgt: der parmenideischen Doxa hinsichtlich der Wahrheit der Politeia entsprechend, sei die glaubwürdige und hochkreative Rede des Timaios die erste Prüfung, die Platons Leser bestehen müsse (S. 93). Die abwesende vierte Figur des Dialogs, die kurz vor der Zusammenfassung der Politeia erwähnt wird (17a), sei gerade der aktive Leser, der schon an der Diskussion der Politeia teilgenommen habe und sie in seiner Seele wie ein lebendiges Gespräch hege. Nach A. ist der entscheidendste Faktor der Rezeption Platons die Tatsache, dass kaum jemand die absichtlichen Fehler des Philosophen erkannt habe. Taylor sei wie gesagt der erste gewesen, der den Timaios als unplatonisch begriffen habe (S. 34). Im Zuge von Aristoteles haben die anderen Gelehrten den pythagoreischen Einfluss auf Platon sehr zum Nachteil der parmenideischen Komponente seines Denkens betont. Damit wurde es üblich zu glauben, dass Platon seiner mittleren Lehre eine kosmologische Naturlehre gegenübergestellt habe. Laut A. aber ist sowohl der Timaios als auch der Kritias die perfekte Gelegenheit für die Wächter, die durch den Unterricht der Politeia zur Dialektik angeregt wurden, die Verfälschung des Platonismus zu bekämpfen (S. 93). Diese vorsätzlichen Verformungen - wie etwa die These, dass aus den feigen Männern die Frauen geboren seien, die eine völlig absurde Idee im Vergleich mit der Politeia (S. 92) ist - machen die „basanistischen“ Elemente der platonischen Pädagogik aus, die leider in der Geschichte des Platonismus übersehen worden seien. Üblicherweise habe man die vielen Widersprüche als unwichtig abgetan und versucht, das Gespräch zu rationalisieren und Timaios als Platons Mundstück anzusehen. Deshalb trete Aristoteles nicht selten platonisch auf, und auch die Unterschiede zwischen Platon und dem Neuplatonismus würden durch diese Deutungstendenz geringer ausfallen, da es sich in beiden Fällen um eine monistische Weltanschauung handle. Für den Autor hingegen bleibt der Platonismus der „weltfremden“ Ideenlehre immer treu und soll deshalb weder mit Aristoteles noch mit Plotin verwechselt werden (S. 106).

Im Geiste dieser „basanistischen“ Pädagogik untersucht A. auch den Phaidros. In der Leseordnung folge er dem Timaios und dem Kritias und stelle die rhetorischen Mechanismen vor, mit denen beide Dialoge kritisch analysiert werden können. Sokrates‘ erste Frage, póthen kaì poî?, versteht A. als einen Hinweis auf die Leseordnung: aus welchen Dialogen und zu welchen Dialogen? (S. 140). Zugleich ein Gegengift und ein Gift (phármakon), leite der Phaidros den Leser in die Kunst der Antilogik und der Täuschung (apáte) ein, sodass er fähig werde, das Wahre vom Falschen zu trennen (S. 171). Genauer gesagt lege Platon im Phaidros offen, dass er selbst zu rein pädagogischen Zwecken seine Leser betrüge, denn man könne nur die Wahrheit unterrichten, wenn man ebenfalls das Falsche kenne. Zwei weitere Ideen des Autors müssen in diesem Zusammenhang erwähnt werden. Erstens wird die aus Sammlung und Trennung bestehende Methode des Phaidros, die man normalerweise für die echte Dialektik hält, von A. als eine Vorbereitung auf den Parmenides und besonders auf den Sophistes aufgefasst, und somit lediglich als ein dianoetischer Vorgang bzw. eine alternative Art Dialektik beurteilt. A. gibt drei Gründe dafür an, diese Methode nicht als die echte Dialektik der Politeia anzusehen: a) sie unterteile ständig das Eine in das Viele und sammle das Viele in dem Einen; b) sie sei daher eher geeignet, die Eide als reine Abstraktionen der physikalischen Dinge zu diskutieren; c) und schließlich sei sie nicht imstande, die Leser von der sinnlichen Welt völlig zu entfernen, wie es die nach dem Guten orientierte aufsteigende Dialektik der Politeia tue (S. 159-160). Deswegen wird der Phaidros als fair warning betrachtet. Zweitens wird die Schriftlichkeitskritik, ein hochaktuelles Thema, von A. als Platons Bekenntnis seiner eigenen Pädagogik verstanden. Eine Schrift sei bloß eine hypómnesis für die Vision des Guten, die Platon bereits in der Politeia vorgestellt habe (S. 197-198). Und um dies zu leisten, bestehe Platons Kunst als Schriftsteller gerade darin, das Gegenteil der Wahrheit zu behaupten, sodass der Leser dem Argument zu Hilfe kommen müsse, ganz gleich, wer es verteidige (S. 196). Phaidrosʼ Täuschungskunst lehre also den Leser, dass Platon der Meister einer Kunst sei, welche zu pädagogischen Zwecken betrügen könne, obschon sie die Wahrheit unbedingt voraussetze (S. 198).

Nachdem der Leser die Antilogik kennengelernt habe, könne er sich dem Parmenides zuwenden, der der beste Ausfluss dieser Kunst sei. Die wichtigste Idee des Autors für die Interpretation des Parmenides besteht darin, dass dieser Dialog eine Reihe von Übungen (gymnásia) zur wahren Dialektik vorlege, da vor dem Guten jede Diskussion des Einen nur ein dianoetisches Drama sei (S. 239). In dieser Thematik sieht A. die Lösung für viele nachfolgende Probleme. Durch die erste Hypothese, die der Autor für die wahre nimmt, müsse der Leser beides lernen: dass die Existenz eines empirischen Einen unmöglich sei; und dass es nur, wie die ganze Mathematik, einen Mittelstatus besitze. Das Eine aneu ousías sei weder ein Prinzip noch ein Gegebenes, sondern etwas, das der Mensch durch seinen Intellekt erfinde (Parm. 143a7) (S. 248), und somit solle es nie mit dem unhypothetischen Guten konfundiert werden. Mit der Idee des Guten und der Trennung zwischen Sein und Werden gehöre es zum Kern des Platonismus, und darüber hinaus habe es vor diesen Dogmen einen pädagogischen Vorrang (S. 252). Im Vergleich zu den wahren Ideen - es gibt für den Autor nur drei: das Gute, das Gerechte und das Schöne -, deren Definition Parmenides nach den Übungen mit dem Einen von Sokrates fordere (Parm. 135c8-d1), sei das Eine natürlich die weltfremdeste Konstruktion der Dianoia, die zwangsweise die Seele von dem Werden entferne, obwohl es, der Politeia gemäß (511b5; 531c9-d7), lediglich ein Sprungbett zu der realen Dialektik bleibe. Der Parmenides erweitere dadurch das Reich der Dianoia, während das Reich der Noesis streng beschränkt werde (S. 275). Der Eindruck, dass er den Platonismus der mittleren Periode zerstöre, oder dass Platon Parmenides im Sophistes abweise, entstehe durch den Fehler, die parmenideische Pädagogik zu verkennen (S. 285).

Wie seine eigene Lehre, wird der Philebos als eine Mischung konzipiert. Und zwar eine sehr gefährliche Mischung, da er die drei oben zitierten Fundamentaldogmen des Platonismus angreife und folglich den Bruch mit der mittleren Phase auf eine unmissverständliche Weise vollziehe (S. 309). Weil er von Anfang an auf das Thema des Guten gehe, biete er dem Leser einen schwierigen Streit an (S. 343). Für den Autor gibt es also keinen Zweifel, dass der Dialog den Revisionismus bestätige (S. 297). Seine Verbindung zum Timaios werde durch die pythagoreische Stimmung offenkundig, die Verbindung zum Parmenides durch die Problematik des Einen (S. 310-313). Eigentlich sei diese Problematik nicht bloß ein anderer Gegenstand, sondern vielmehr werde der ganze Dialog absichtlich zu dem Zweck gestaltet, sie hervorzurufen (S. 298). Der Dialog füge eine Rehabilitierung des Werdens hinzu, und zwar eine sehr entschiedene, weil Sokrates selbst versuche, das Sein mit dem Werden (génesis eis ousían) zu mischen (S. 315-316). Mit Bezug auf das Eine habe der Parmenides aber schon durch die erste Hypothese dem Leser einerseits beigebracht, dass die Herstellung eines „One out of the Many“, wie etwa Philebos‘ Mischung des Einen und des Vielen, widersprüchlich und darum falsch sei. Mit Bezug auf den Timaios und das Werden haben die Politeia sowie der Phaidros und der Parmenides andererseits den Leser angeregt, der Vermischung zwischen Sein und Werden zu widerstehen. Demzufolge gehe es um eine „basanistische“ Rehabilitierung des Werdens, die Platon, der Lehrer, für seine Studenten vorbereitet habe (S. 346-7).

Was den Kratylos angeht, bemüht sich der Autor, die vielen Verbindungen zum Naturalismus des Philebos und die Rolle Heraklits zu unterstreichen. Zu diesem Punkt hebt er wieder hervor, dass man die Dialoge immer als Gesamtheit lesen müsse. Die Rekonstruktion der Leseordnung erwarte von den Lesern, dass sie den vorherigen sowie den nachfolgenden Dialog in Erwägung ziehen (S. 353). Daher präsentiere der Kratylos zwei Thesen: erstens, dass die physikalischen Dinge, in Übereinstimmung mit dem Philebos, eine ousía haben; zweitens, dass die Namen diese ousía offenbaren können, eine Idee, der man in den Etymologien des Euthyphron, der dem Theaitetos nachgeordnet sei, wieder begegnen werde (p. 355). Der Autor aber erklärt, inwiefern die Annahme der ersten These verantwortlich für die Widerlegung des Kratylos sei (S. 363). Daneben erhellt er, inwiefern beide Thesen auf der Lehre Heraklits beruhen. Heraklit werde noch eine sehr wichtige Rolle in der Leseordnung spielen, da die Rückkehr zur Höhle, die sowohl im Exkurs des Theaitetos als auch in der Apologie diskutiert werde, zugleich das Sein von Parmenides und die Fluss-Lehre von Heraklit voraussetze.

Diese Art Naturalismus taucht im Theaitetos wieder auf. Doch sein Hauptpunkt sei natürlich der Exkurs über den Philosophen, der genau in der Mitte des Dialogs stehe. Mehr noch, nach A. steht der Theaitetos in der Mitte der gesamten Spätdialoge (S. 386). Da in der dramatischen Reihe der Euthyphron dem Theaitetos folge, eine Verbindung, die das Kompositionsparadigma vernachlässigt habe, sieht der Autor den Exkurs als ganz problematisch an, besonders was die Angleichung an Gott betrifft. Denn Euthyphron biete ein peinliches und komisches Beispiel, wenn er sich nach dem Exempel des Zeus richte, um seinen eigenen Vater strafrechtlich zu verfolgen (S. 392). Dieser Mangel an Mitleid und Selbstbewusstsein sei selbstverständlich etwas, das man nicht von einem Philosophen erwarten würde. Aber das wichtigste Detail, das die Bedeutung des Exkurses aufschließe, sei Sokrates‘ Behauptung im Prolog (144c5-8), er sei über das Leben des jungen Theaitetos informiert (S. 393). Weil der Philosoph des Exkurses sich nicht um die realen Menschen kümmere, sondern nur um den Menschen selbst, sei die Behauptung wahr, dass man Sokrates nicht mit ihm identifizieren solle. Und aus diesem Problem heraus ergibt sich die Debatte, ob Platon Sokrates hier verlässt oder nicht. A. identifiziert jedoch ein weiteres wesentliches Problem des Exkurses, das das Rätsel löse. Da er die Rückkehr zur Höhle ausklammere (S. 392), widerlege er nicht nur die Politeia, sondern auch die Apologie, welche mit dem Theaitetos und dem Euthypron klar verbunden sei. Mit seinem nächsten Schritt vor Augen, erklärt A. zum Schluss, wie der Theaitetos sich mit dem Politikos und vor allem mit der Apologie vereint.

Ich habe mich darauf beschränkt, oben einige der relevantesten Thesen des Autors skizzenhaft vorzustellen. In diesem Rahmen kann man natürlich keine begründete Meinung über so viele grundsätzliche Punkte des Platonismus mitteilen. Aufgrund der bewundernswürdigen Gelehrsamkeit des Autors und der Neuheit seiner Perspektive würde ich jedoch dem Leser vorschlagen, dass er das Buch im Sinne der antiken Eunoia liest. Neben einer tiefgründigen Diskussion erhellt A. Platons Werk mit offensichtlicher Begeisterung und verfügt dazu über viele fesselnde Hypothesen, die berühmte Probleme vielleicht lösen können. Ohne die Wahrheit ihrer vielfältigen Ideen zu bewerten, stellt A.‘s Buch insgesamt eine der gründlichsten und kreativsten nordamerikanischen Platondeutungen dar, die wohl neben den Werken von Paul Shorey, Gregory Vlastos, H. F. Cherniss und Charles Kahn einen gleichrangigen Platz verdient. Schließlich hat uns A. als ehemaliger Lehrer einiges über Platons Philosophie mitzuteilen. Darum kann sicherlich jeder undogmatische Leser von seinen intelligenten Einsichten profitieren, während die Dogmatischen einen ehrenwerten Kampf, und zwar eine gigantomakhía perì tês genéseōs Plátonos, auszufechten finden werden.1 1 Für ihre wertvolle Hilfe mit dem Stil und den Sprachkorrekturen möchte ich hiermit meinen Freunden, Dr. Sven Meier und Dr. Werner Ludwig Euler, herzlich danken.

Bibliographie

  • ALTMAN, W. H. F. (2016). The Guardians in Action: Plato the Teacher and the Post-Republic Dialogues from Timaeus to Theaetetus Lanham, Lexington Books.
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    Für ihre wertvolle Hilfe mit dem Stil und den Sprachkorrekturen möchte ich hiermit meinen Freunden, Dr. Sven Meier und Dr. Werner Ludwig Euler, herzlich danken.

Publication Dates

  • Publication in this collection
    26 Sept 2019
  • Date of issue
    2019

History

  • Received
    19 Mar 2018
  • Accepted
    10 June 2018
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