Zusammenfassung
Fiktionale Texte, die Perspektivität über regional spezifische Sprechweise inszenieren, stellen den literarischen Übersetzer vor schier unüberwindliche Schwierigkeiten. Die im Kontinuum von (einseitigem) Dialog und Gedankenrede konstruierte Oralität bildet nicht nur ein Problem der Wiedergabe, sondern auch und vor allem der Perspektivität und der Identifikationsangebote für den impliziten Leser. Im Zieltext wird dies nicht nur in einer anderen Sprache sondern auch für einen anderen Leser zur besonderen Herausforderung, wenn die sprachliche Binarität des Translationsaktes durch eine dritte hybridisiert wird. Dies läßt sich anhand der komplexen Versprachlichung in Meu tio o Iauaretê (1961) von João Guimarães Rosa im Vergleich mit der deutschen Übersetzung Mein Onkel der Jaguar (1981) von Curt Meyer-Clason zeigen. Dabei wird u.a. auf die Kategorie des Nähesprechens (Ágel & Hennig) Bezug genommen sowie der selbstreflexive Prozess des Übersetzens, der sich in Nachwort und Glossar manifestiert, mitbedacht.
Schlüsselwörter
João Guimarães Rosa; Curt Meyer-Clason; Fala de proximidade; Tupi / nheengatu