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1989 und die Folgen. Deutsche Gegenwartsgeschichte im Nachwendefilm

Schlöndorffs Filme Die verlorene Ehre der Katharina Blum und Die Stille nach dem Schuss spiegeln in signifikanter Weise einen Wandel des intellektuellen Diskurses über Politik in Deutschland nach 1945, zugleich konturieren sie ihn mit unterschiedlichen ästhetischen Mitteln. Die Verlorene Ehre der Katharina Blum rekonstruiert die ideologische Situation des Jahres 1968, in der Schlöndorff in enger Zusammenarbeit mit Böll eine markante Position bezieht, die Stille nach dem Schuss skizziert demgegenüber eine Bewusstseinslage, in der erstmals nach der Wende des Jahres 1989 die politischen und ideologischen Widersprüche innerhalb der früheren DDR und die Aufarbeitung der Stasivergangenheit offen thematisiert werden. Dabei beleuchtet Schlöndorff zugleich kritisch die eigene Haltung als westlicher Intellektueller gegenüber der DDR und im vereinigten Deutschland. Dagegen machen die neueren Filme Der Baader Meinhof Komplex und Die innere Sicherheit auf je unterschiedliche Weise die Neubewertung der Außerparlamentarischen Opposition und der Baader Meinhof Gruppe deutlich, die ebenfalls nach 1989 einsetzt. Dabei führt der Film von Eichinger und Edel zu einer Historisierung und ideologiekritischen Entheroisierung, seine Präsentation einer Phase der politischen Opposition in Deutschland wird mit Mitteln des action-Films entfaltet. Petzolds Film dagegen zeigt die Folgen dieser Bewegung in der für die „Berliner Schule" typischen Konzentration auf das Private.

Intellektuellendiskurs; Außerparlamentarische Opposition; Notstandsgesetze; Baader Meinhof Gruppe; Mauerfall; Schulddiskurs; Filmästhetik; Ideologiekritik


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