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Die Zirkulation und Rezeption der historischen Romane von Carl Franz van der Velde im 19. Jahrhundert

[The circulation and reception of Carl Franz van der Velde's historical novels in the 19th century]

Zusammenfassung

Ziel dieser Arbeit ist es, die Verbreitung und Rezeption der historischen Romane des deutschsprachigen Autors Carl Franz van der Velde (1779-1824) zu analysieren, um Hinweise darauf zu finden, wo diese Bücher zirkulierten und wie sie von einigen deutschen Literaturkritikern im neunzehnten Jahrhundert gelesen wurden, um auf diese Weise einen Beitrag zu den Studien über die Geschichte des Buches und des Lesens zu leisten. Das Korpus der Untersuchung besteht aus Auswertungen von Bibliothekskatalogen weltweit, aus den Bewertungen der Kritiker, die in zwei deutschen Literaturzeitschriften - der Leipziger Literaturzeitung (1800-1833) und der Jenaische Allgemeinen Literaturzeitung (1804-1841) - veröffentlicht wurden, und aus den brasilianischen Bibliothekskatalogen und Zeitungsanzeigen, die auf der Website der Brasilianischen Nationalbibliothek verfügbar sind. In der Analyse werden drei Hauptaspekte betrachtet: wie viele Ausgaben und Übersetzungen van der Veldes Romane im 19. Jahrhundert erlebten, welche Kriterien zur Bewertung seiner Bücher verwendet wurden und wie ihre Verbreitung in Brasilien war. Die Analyse zeigt, dass van der Veldes Werke in verschiedenen Ländern weit verbreitet waren und in den literarischen Zeitungen meist positiv bewertet wurden, was Informationen über die Relevanz und Verbreitung des deutschsprachigen historischen Romans, insbesondere in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, liefern kann.

Stichwörter:
Deutschsprachiger historischer Roman; Carl Franz van der Velde; Zirkulation; Neunzehntes Jahrhundert; Buchgeschichte

Abstract

The aim of this work is to analyze the circulation and reception of the historical novels written by the German-speaking author Carl Franz van der Velde (1779-1824), in order to find evidence of where these books circulated and how they were read by German literary critics in the nineteenth century, thus contributing to the studies on the History of Books and Reading. The corpus of the research is composed of research based on worldwide libraries' catalogs, critics evaluations published in two German literary periodicals - die Leipziger Literaturzeitung (1800-1833) and die Jenaische Allgemeine Literaturzeitung (1804-1841) - and Brazilian library catalogs and newspaper advertisements available on the Brazilian National Library website. In the analysis, three main aspects are considered: how many editions and translations van der Velde's novels had in the nineteenth century, which criteria were used to evaluate his books and how was their circulation in Brazil. Through this analysis, it is possible to conclude that van der Velde's works circulated widely in different countries, including Brazil, and were mostly positively evaluated in literary newspapers, thus providing information about the relevance and distribution of the German-language historical novel, especially in the first half of the nineteenth century.

Keywords:
German historical novel; Carl Franz van der Velde; Circulation; Nineteenth century; History of Books

Im Rahmen der Forschung zur Kultur- und Buchgeschichte wurden mehrere Studien entwickelt, die darauf abzielen, die Verbreitung von Ideen und Büchern zu verstehen und den Kontext zu berücksichtigen, in dem sie veröffentlicht und gelesen wurden. Roger Chartier (1994Chartier, Roger. The Order of Books: readers, authors, and libraries in Europe between the Fourteenth and Eighteenth Centuries. Stanford: Stanford University Press, 1994.) schlägt in seinem Buch The Order of Books eine Literaturgeschichte vor, die die Formen der Kanonisierung der Bücher, den Kontext, in dem sie produziert wurden, und die Art und Weise, wie sie ursprünglich gelesen wurden, berücksichtigt. Nach seiner Ansicht ist es bei dieser Art von Studie wichtig zu akzeptieren, dass die möglichen Bedeutungen eines Textes

are dependent upon the forms through which they are received and appropriated by their readers (or hearers) (...) [because] readers and hearers, in point of fact, are never confronted with abstract or ideal texts detached from all materiality, they manipulate or perceive objects and forms whose structures and modalities govern their reading (or their hearing), thus the possible comprehension of the text read (or heard). (Chartier, 1994Chartier, Roger. The Order of Books: readers, authors, and libraries in Europe between the Fourteenth and Eighteenth Centuries. Stanford: Stanford University Press, 1994.: 3)

Durch diese Art der Analyse, die der Materialität des Textes Beachtung schenkt, sei es möglich, die Bedeutung eines Buches besser in demjenigen Kontext zu verstehen, in dem es zum ersten Mal zirkulierte, da dies Beurteilungen ermögliche, wie ein Buch von den Leser*innen einer bestimmten Zeit verstanden wurde. Ausgehend von diesem Gedanken wurden in den letzten Jahren einige Untersuchungen über die Verbreitung und Zirkulation von Romanen im 19. Jahrhundert durchgeführt1 1 Zu diesem Thema siehe zum Beispiel: Abreu (2017); Chartier & Cavallo (1999); Lyon-Caen (2003); Mollier & Cooper-Richet (2012); Schapochnik (1999). .

Das Interesse an der Gattung Roman rührt daher, dass sich diese Art von Buch im 19. Jahrhundert weltweit verbreitete und verschiedene Länder und Leser*innengruppen erreichte. Eines der erfolgreichsten Subgenres dieser Art von Erzählung war der historische Roman (vgl. Habitzel & Mühlberger, 1996​​Habitzel, Kurt; Mühlberger, Günter. Gewinner und Verlierer: der historische Roman und sein Beitrag zum Literatursystem der Restaurationszeit (1815-1848/49). Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur, v. 21, n. 1, 91-123, 1996.), der in dieser Zeit eine große Verbreitung fand und bei Publikum und Kritiker*innen sehr bekannt wurde. Das Ziel dieses Romantyps, der historische Ereignisse und literarische Fiktion miteinander verbindet, liegt darin, Geschichte zu repräsentieren, und „dies besorgt er in dreifacher Weise: Er verlebendigt Vergangenes, deutet Geschehenes und ist selbst Teil der Geschichte“ (Aust, 1994​​Aust, Hugo. Der historische Roman. Stuttgart: Verlag J. B. Metzler, 1994.: VII). Diese Eigenschaften ermöglichten es diesen Romanen, viele Leser*innen zu finden und als Medium für Unterhaltung und Bildung angesehen zu werden (Aust, 1994: VII; Potthast, 2007Potthast, Barbara. Die Ganzheit der Geschichte: Historische Romane im 19. Jahrhundert. Göttingen: Wallstein Verlag, 2007.: 29).

Diese Merkmale historischer Romane haben in den letzten Jahrzehnten zu vielen Forschungen über diese Gattung geführt. Neben den Werken von Habitzel & Mühlberger und Aust können die Bücher von Harry Shaw und Ina Schabert erwähnt werden, die einige wichtige Merkmale dieses Romantyps und seine Bedeutung vor allem im englischsprachigen Raum analysierten (vgl. Schabert, 1981; Shaw, 1983). Einige andere Werke, wie die von Barbara Potthast und Hans Vilmar Geppert, vertiefen diese Diskussion und analysieren auch die Bücher von Autoren anderer Sprachen und Nationalitäten, wie Achim von Arnim, Alessandro Manzoni, Honoré de Balzac, Victor Hugo und Alfred de Vigny (vgl. Geppert, 2009; Potthast, 2007). Auf diese Weise konnten sie die Merkmale dieses Genres im Laufe des Jahrhunderts und seine Rezeption an verschiedenen Orten untersuchen.

In all diesen Untersuchungen wurde die Bedeutung des historischen Romans im Laufe des 19. Jahrhunderts erwähnt. Laut Potthast ist der historische Roman „zweifellos eine der epochentypischsten Kunstformen des neunzehnten Jahrhunderts“ (Potthast, 2007: 29), die ein breites Massenpublikum erreichte und die Veröffentlichung zahlreicher Bücher ermöglichte: „In der Jahrzehnten bis zur Jahrhundertmitte (...) erschienen nach neuesten Zählungen etwas mehr als tausend deutschsprachige Geschichtsromane, der durchschnittliche Anteil der Gattung an der gesamten zeitgenössischen Romanproduktion beträgt etwa die Hälfte.“ (Potthast, 2007: 29)

Trotzdem überdauerten nur einzelne Exemplare der Gattung ihre Epoche, und wenige werden bis heute gelesen und gedruckt (vgl. Potthast, 2007Potthast, Barbara. Die Ganzheit der Geschichte: Historische Romane im 19. Jahrhundert. Göttingen: Wallstein Verlag, 2007.: 29). Dennoch könnte die Untersuchung einiger von der Kritik und der Geschichtsschreibung vergessener Autoren Aufschluss darüber geben, wie deutschsprachige historische Romane im 19. Jahrhundert zirkulierten und gelesen wurden. Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, durch die Analyse des Werdegangs eines dieser Autoren einen Beitrag zur Forschung über die Zirkulation und Rezeption deutschsprachiger historischer Romane im 19. Jahrhundert zu leisten.

Dies wird durch die Analyse von Anzeichen für die Produktion und Verbreitung der Romane von Carl Franz van der Velde (1779-1824) geschehen, der seine Werke zwischen 1816 und 1824 veröffentlichte. Die Analyse wird sich auf drei Hauptpunkte stützen: Zunächst werden einige Daten zu van der Veldes Leben und Veröffentlichungen vorgestellt; danach werden einige in Zeitungen veröffentlichte Rezensionen seiner Werke analysiert, und schließlich wird seine Verbreitung im Brasilien des 19. Jahrhunderts erörtert, um zu versuchen, die Größenordnung der Zirkulation seiner Werke zu verstehen.

1 Carl Franz van der Velde und die Verbreitung von deutschsprachigen historischen Romanen im 19. Jahrhundert

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es eine große Produktion von Literatur in deutscher Sprache. Laut Kurt Habitzel und Günter Mühlberger (1996​​Habitzel, Kurt; Mühlberger, Günter. Gewinner und Verlierer: der historische Roman und sein Beitrag zum Literatursystem der Restaurationszeit (1815-1848/49). Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur, v. 21, n. 1, 91-123, 1996.: 91) „[wurden] nie zuvor so viele Bücher verfaßt, verlegt und in den aller Orten entstehenden Leihbibliotheken dem lektürehungrigen Publikum angeboten“. Zu den Veröffentlichungen in diesem Zeitraum zählten auch historische Romane2 2 Als deutschsprachige Romane verstehen Kurt Habitzel und Günter Mühlberger „jedes selbstständig veröffentlichte, fiktionale Prosawerk mit einer Mindestlänge von 150 Seiten […], das im Original in deutscher Sprache erschienen ist“ und als historischen Roman werten sie „jenen Roman, der nicht nur auf nachprüfbare historische Ereignisse und Personen zurückgreift, sondern dessen Handlungszeitraum vor der Geburt des Autors anzusetzen ist“. , die zu einem literarischen System gehörten, in dem zwischen 1814 und 1849 über 990 Bücher von 324 Autoren und 262 Verlagen veröffentlicht wurden. Viele dieser Bücher zirkulierten auch in Leihbibliotheken, und Informationen über sie wurden in Rezensionen in den Zeitungen der damaligen Zeit verbreitet (Habitzel & Mühlberger, 1996).

Infolge des Aufstiegs und des Erfolgs einiger Autor*innen konnte sich das Genre ab den 1820er Jahren etablieren. Es ist nicht einfach, das Ausmaß des Erfolgs der Autor*innen dieser Zeit zu messen, aber durch die Analyse verschiedener Primärquellen - wie Bibliothekskataloge3 3 Vgl. Abreu (2017); Anastácio (2013); Assumpção (2018); Darnton (2001); Jäger (1982); Paixão (2012); Schapochnik (1999). - ist es möglich, Hinweise sowohl auf die Anzahl der Ausgaben und Übersetzungen eines Titels im Laufe der Zeit als auch auf seine Präsenz bei einem bestimmten Lesepublikum zu finden.

Für ihre Untersuchung analysierten Habitzel und Mühlberger (1996​​Habitzel, Kurt; Mühlberger, Günter. Gewinner und Verlierer: der historische Roman und sein Beitrag zum Literatursystem der Restaurationszeit (1815-1848/49). Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur, v. 21, n. 1, 91-123, 1996.) den Katalog von 51 Leihbibliotheken des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Gebiet. Sie glaubten, dass „angesichts der Tatsache, daß Bücher in der Restaurationszeit den Weg zum Leser fast ausschließlich über Leihbibliotheken fanden, [...] sich die Auswertung der erhaltenen Kataloge für eine Rekonstruktion der Verbreitung eines Buches geradezu auf[drängt]“ (Habitzel & Mühlberger, 1996: 95). Auf der Grundlage ihrer Erhebungen fanden sie heraus, welche Romane und Autor*innen am häufigsten in den Katalogen auftauchten, und nutzten diese Daten, um Hinweise auf die Verbreitung der Werke von Autor*innen der damaligen Zeit zu finden.

Die von ihnen erhobenen Daten weisen Carl Franz van der Velde als einen der prominentesten Autor*innen aus, da er in der „Titelliste der in den Leihbibliotheken erfolgreichsten Romane“ an zweiter Stelle steht und auch in der „Gruppe der Bestseller“ hervorsticht. Außerdem kamen seine Bücher immer wieder in neuen Auflagen auf den Markt, was nach Ansicht der Autoren ein Zeichen dafür war, dass es sich um beim Publikum erfolgreiche Romane handelte (vgl. Habitzel & Mühlberger, 1996​​Habitzel, Kurt; Mühlberger, Günter. Gewinner und Verlierer: der historische Roman und sein Beitrag zum Literatursystem der Restaurationszeit (1815-1848/49). Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur, v. 21, n. 1, 91-123, 1996.: 97-98). Deshalb kann die Analyse seines Werdegangs Informationen über diese Periode der Etablierung des deutschsprachigen historischen Romans liefern, auch wenn van der Velde heute nicht mehr sehr bekannt ist.

Um seinen beruflichen Werdegang zu verstehen, ist es auch wichtig, einige Fakten über sein Leben zu kennen. Van der Veldes Familie stammt ursprünglich aus Italien und ließ ihren Nachnamen - der von der Marchese del Campo abstammt - übersetzen, als sie im 13. Jahrhundert in die Niederlande ging. Die Familie behielt diese Übersetzung bei, als sie im 16. Jahrhundert in den deutschsprachigen Raum zurückkehrte.

Carl Franz van der Velde wurde am 27. September 1779 in Breslau geboren, wo sein Vater als Kriegskommissar und Rendant der königlichen Stempelkammer arbeitete. Im Jahr 1797 ging er nach Frankfurt, um an der Universität Recht zu studieren, und begann 1799 seine juristische Laufbahn, die ihn im Laufe seines Lebens in verschiedene Städte wie Breslau, Winzig und Zobten führte. 1814, während seiner Tätigkeit am Breslauer Stadtgericht, begann er, seine Romane zu schreiben, die ab 1817 durch ihre Veröffentlichung als Fortsetzungsromane in der Dresdner Abend-Zeitung bekannter wurden.

Ab den 1820er Jahren fanden seine Werke immer mehr Anerkennung, und van der Velde veröffentlichte auch weiterhin historische Romane, bis er 1824 an den Folgen eines Schlaganfalls starb. Zu dieser Zeit wurde sein Roman Gesandtschaftsreise nach China in der vorgenannten Zeitung veröffentlicht, was auch nach der Bekanntgabe seines Todes fortgesetzt wurde.

Zwischen 1817 und 1824 veröffentlichte van der Velde die folgenden zwanzig Romane:

  1. Arel: eine Erzählung aus dem dreißigjährigen Kriege;

  2. Asmund Thyrsklingurson: eine Erzählung aus dem letzten Fünftheil des siebzehnten Jahrhunderts;

  3. Der Flibustier: eine Erzählung aus dem letzten Drittel des siebzehnten Jahrhunderts;

  4. Gunima: eine Erzählung aus dem Anfang des achtzehnten Jahrhunderts;

  5. Tartarenschlacht: eine Erzählung aus dem Jahre 1241;

  6. Prinz Friedrich: eine Erzählung aus der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts;

  7. Die Eroberung von Mexico: ein historisch-romantisches Gemälde aus dem ersten Viertel des sechzehnten Jahrhunderts;

  8. Der Maltheser: eine Erzählung aus der letzten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts;

  9. Die Lichtensteiner: eine Erzählung aus den Zeiten des dreißigjährigen Krieges;

  10. Die Wiedertäufer: eine Erzählung aus der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts;

  11. Die Patrizier: eine Erzählung aus dem letzten Drittel des sechzehnten Jahrhunderts, nach alten Urkunden;

  12. Arwed Gyllenstierna: eine Erzählung aus dem Anfange des achtzehnten Jahrhunderts;

  13. Das Liebhaber-Theater: Humoreske aus dem ersten Zehntel des neunzehnten Jahrhunderts;

  14. Guido;

  15. Die Trude Hiorba: ein Mährchen;

  16. Liebespossen: eine Erzählung aus zwölf gegebenen Wörtern;

  17. Der böhmische Mägdekrieg: ein Nachtstück aus dem zweiten Viertel des achten Jahrhunderts;

  18. Christine und ihr Hof: eine Erzählung aus der letzten Hälfte des siebenzehnten Jahrhunderts;

  19. Das Horoskop: eine Erzählung aus der Zeit der innern Kriege Frankreichs. Nach einer wahren Begebenheit aus der Gottfried’schen Chronik;

  20. Die Gesandtschaftsreise nach China: eine Erzählung aus der letzten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts.

Bemerkenswert ist, dass die Untertitel seiner Bücher in der Regel aus einer sehr kurzen Beschreibung des Ereignisses bestehen, das den Rahmen für die Geschichte bildet. Dies ist laut Habitzel und Mühlberger (1996​​Habitzel, Kurt; Mühlberger, Günter. Gewinner und Verlierer: der historische Roman und sein Beitrag zum Literatursystem der Restaurationszeit (1815-1848/49). Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur, v. 21, n. 1, 91-123, 1996.) eine Strategie zur Kommunikation mit den Leser*innen. Der Titel Die Eroberung von Mexico: ein historisch-romantisches Gemälde aus dem ersten Viertel des sechzehnten Jahrhunderts vermittelt zum Beispiel „auch einem wenig geschichtserfahrenen Leser, daß diese Geschichte wahrscheinlich im Umfeld des Feldzugs von Cortes gegen die Azteken handeln wird, und diese Erwartung wird nicht enttäuscht“ (Habitzel & Mühlberger, 1996: 114-115). Außerdem signalisiert den Leser*innen die Gattungsbezeichnung historisch-romantisches Gemälde, „daß das Buch nicht nur historische Fakten birgt, sondern daß diese den Hintergrund für eine Liebesgeschichte bilden - und auch diese Erwartung wird sich erfüllen“ (Habitzel & Mühlberger, 1996: 115).

Überraschend an van der Veldes Werk ist auch die Anzahl der Auflagen, die seine zwanzig Romane erfahren haben. So kam es im Laufe des 19. Jahrhunderts zu über 700 Auflagen, wie aus der nachstehenden Grafik hervorgeht:

Grafik 1:
Anzahl der Auflagen der Werke van der Veldes im 19. Jahrhundert, geordnet nach Jahren.

Die große Zahl der Ausgaben seiner Werke und ihre langfristige Präsenz auf dem Buchmarkt könnten auf den Erfolg dieser Romane beim Publikum hinweisen - es ist beispielsweise möglich, dass die Buchhändler ein Interesse daran hatten, weiterhin Bücher zu veröffentlichen, die beim Publikum erfolgreich waren und daher mehr Geld brachten. Auffällig ist auch, dass die Zunahme des Publikumsinteresses an van der Veldes Werk dem allgemeinen Erfolgsverlauf der Gattung des historischen Romans folgt. Wie bereits erwähnt, erlangte diese Art von Roman zwischen 1815 und 1850 große Popularität, verlor jedoch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an Bedeutung (vgl. Habitzel & Mühlberger, 1996​​Habitzel, Kurt; Mühlberger, Günter. Gewinner und Verlierer: der historische Roman und sein Beitrag zum Literatursystem der Restaurationszeit (1815-1848/49). Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur, v. 21, n. 1, 91-123, 1996.: 94).

Nach Serienveröffentlichungen in Zeitungen wurden viele Romane van der Veldes in der Publikationsform „Gesammelte Werke“ veröffentlicht. Diese Strategie, die bereits von anderen Autor*innen dieser Zeit angewandt wurde (vgl. Bachleitner, 1989Bachleitner, Norbert. „Übersetzungsfabriken“: Das deutsche Übersetzungswesen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur (IASL), v. 14, n. 1, 1-49, 1989.), bestand darin, in den Gesamtwerken neue Schriften oder neue Übersetzungen von Büchern eines bestimmten Autors bzw. einer bestimmten Autorin oder die bereits in der Zeitung erschienenen Erzählungen zu veröffentlichen.

Diese verschiedenen Ausgaben von van der Veldes Werken zirkulierten in verschiedenen Städten und Ländern, wo sie in der Originalsprache oder in Übersetzungen gelesen werden konnten. Dies lässt sich am besten an den nachstehenden Grafiken ablesen:

Grafik 2:
Anzahl der Auflagen der Werke van der Veldes im 19. Jahrhundert, geordnet nach Städten.

Grafik 3:
Anzahl der Auflagen der Werke van der Veldes im 19. Jahrhundert, geordnet nach Sprachen.

Anhand der Grafiken kann man sich den Umfang der Verbreitung dieser Romane vorstellen, die in verschiedenen Ländern innerhalb und außerhalb Europas herausgegeben und übersetzt wurden, wie zum Beispiel in Polen, Frankreich, den Niederlanden, Schweden, Österreich, Spanien, Litauen, den Vereinigten Staaten, England, Portugal und Brasilien. Es ist auch wichtig zu betonen, dass deutschsprachige Ausgaben auch außerhalb der Gebiete zirkulierten, in denen Deutsch die Muttersprache war, sogar in Ländern mit anderen Amtssprachen, wie das Beispiel Brasiliens zeigen wird.

Diese Zirkulation seiner Romane im Ausland war seinem Verlag bereits in den 1820er Jahren bekannt. Zwischen 1827 und 1829, als in Stuttgart eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien, wurde am Ende des letzten Bandes ein Text mit dem Titel „van der Velde’s Aufnahme im Ausland“ eingefügt. In diesem Text wurden sowohl die Verbreitung seiner Werke in England und Frankreich als auch die Literaturkritiken, die sie in ausländischen Zeitungen erhielten, erläutert.

Nach den von den Autor*innen übermittelten Informationen „wurde van der Velde, wie es scheint, in England früher als in Frankreich bekannt“ (van der Velde’s Aufnahme imAusland, 1829„van der Velde’s Aufnahme im Ausland“. Apud Sämmtliche Schriften von C. F. van der Velde. Achter Band. Stuttgart: A. F. Macklot, 1829.: 426). Sein erster ins Englische übersetzter Roman war Die Patrizier, der 1826 von Georg Soane im ersten Teil der Sammlung Specimens of German Romances, selected and translated from various authors veröffentlicht wurde. Im Jahr 1827 wurde auch der Roman Arwed Gyllenstierna unter dem Titel Arwed Gyllenstierna: a tale from the early part of the 18th century in London übersetzt.

In Frankreich war van der Velde vor 1826 „nur durch einige gänzlich mißlungene Uebersetzungen bekannt“ (van der Velde’s Aufnahme imAusland, 1829„van der Velde’s Aufnahme im Ausland“. Apud Sämmtliche Schriften von C. F. van der Velde. Achter Band. Stuttgart: A. F. Macklot, 1829.: 428). Erst ab 1827 wurde sein Gesamtwerk unter dem Titel Romans Historiques de C. F. van der Velde auf Französisch veröffentlicht. Diese Ausgabe, die in Paris und bei Renouard und Gosselin erschien, umfasste 25 Bände und war „mit vielen erläuternden Anmerkungen ausgestattet, die das Bedürfniß der Franzosen, besonders bei den aus der deutschen Geschichte entlehnten Darstellungen, fordern mochte“ (van der Velde’s Aufnahme im Ausland, 1829: 428-429).

In beiden Ländern erhielten seine Werke positive Rezensionen. In einem Text, der in der englischen Zeitung The Universal Review, or Chronicle of the Literature of all Nations erschien, wurde über den Roman Die Patrizier geschrieben:

Dieses Werk ist bei weitem die beste Dichtung in irgend einer Sprache, wozu bis jetzt das Beispiel der schottischen Romane Anregung gegeben hat. Obgleich eine Nachahmung, hinsichtlich der Behandlung, so ist sie doch in Gegenstand und Stoff durchaus originell, und (...) die Charaktere denken und handeln, wie Geschöpfe der Wirklichkeit, statt blos Puppen zu sein, welche die sentimentalen und metaphysischen Träumereien des Verfassers aussprechen. (The Universal Review, or Chronicle of the Literature of all Nations. Apud van der Velde’s Aufnahme imAusland, 1829„van der Velde’s Aufnahme im Ausland“. Apud Sämmtliche Schriften von C. F. van der Velde. Achter Band. Stuttgart: A. F. Macklot, 1829.: 426)

In Rezensionen zu seinem Werk, auch wenn sie im deutschsprachigen Raum erschienen sind, wurden immer wieder Vergleiche mit Walter Scott gezogen, und in manchen Texten wurde van der Velde als „der deutsche Scott“ bezeichnet. Diese Idee findet sich auch in einer Rezension von van der Veldes Romanen in einer französischen Zeitschrift:

Der deutsche Walter Scott zeigt in diesen Erzeugnissen eine neue Mannigfaltigkeit von Farben, die man mit lebhaftem Antheile betrachtet. Der Wahl seiner Gegenstände, der Neuheit seiner Darstellungen, verdankt van der Velde hauptsächlich den Beifall, den seine Schriften in Deutschland gefunden haben, und den ihnen nun der Uebersetzer auch in Frankreich verschafft. (van der Velde’s Aufnahme imAusland, 1829„van der Velde’s Aufnahme im Ausland“. Apud Sämmtliche Schriften von C. F. van der Velde. Achter Band. Stuttgart: A. F. Macklot, 1829.: 431)

Dieser Vergleich zwischen Walter Scott und van der Velde ist sehr bedeutend und kann Aufschluss darüber geben, wie die Bücher des deutschsprachigen Autors bewertet wurden. Für einige Autoren ist Scott „the first and arguably the greatest historical novelist in the modern sense“ (Shaw, 1983Shaw, Harry. The Forms of historical fiction: Sir Walter Scott and his successors. New York: Cornell University Press, 1983.: 9), und Studien über die Verbreitung seiner Werke zeigen, dass er im 19. Jahrhundert in verschiedenen Kontexten tatsächlich positiv rezipiert wurde. Laut Ina Ferris „the publication of Waverley, or 'tis Sixty Years Since in 1814 was a momentous event for European novel, launching the series of Waverley Novels that in various and complex ways shaped the writing of fiction for the nineteenth century“ (Ferris, 1991: 1). Einige von Scotts Büchern, wie The Bride of Lammermoor, wurden in einigen Rezensionen auch als „an almost perfect specimen of form“ beschrieben (Hardy, 1888Hardy, Thomas. The Profitable Reading of Fiction. Forum, 57-79, 1888. Apud Potthast, Barbara. Die Ganzheit der Geschichte: Historische Romane im 19. Jahrhundert. Göttingen: Wallstein Verlag, 2007: 56.. ApudPotthast, 2007Potthast, Barbara. Die Ganzheit der Geschichte: Historische Romane im 19. Jahrhundert. Göttingen: Wallstein Verlag, 2007.: 56).

Im Laufe des 19. Jahrhunderts erreichte dieser Erfolg verschiedene Länder und Gesellschaftsschichten. Königin Victoria erwähnte zum Beispiel Scotts Bücher mehrmals in ihren Tagebüchern. Im Jahr 1838 schrieb sie, dass sie ihrer Erzieherin den Roman The Bride of Lammermoor vorlas: „Began and read aloud to Lehzen Walter Scott's novel of the Bride of Lammermoor, the first novel I have ever read!“ (Queen Victoria's Journals, 9. Januar 1838), und ein paar Monate später sprach sie mit dem Viscount Melbourne darüber: „Spoke to him about my reading the Bride of Lammermoor; he said if people liked a novel they never could leave off reading it. I said I liked it, and that I thought it would appear odd if I had not read one of Walter Scott's novels“ (Queen Victoria's Journals, 23. März 1838). Scott war auch ein Lieblingsautor von Adligen aus anderen Ländern wie dem brasilianischen Kaiser Pedro II., und seine Bücher wurden im 19. Jahrhundert in verschiedene Sprachen übersetzt (vgl. Assumpção, 2021Assumpção, Larissa de. "É boa leitura, mas para momentos de lazer": a leitura de romances de Walter Scott pelo imperador Pedro II. O Eixo e a Roda, v. 30, n. 4, 47-71, 2021.; Vasconcelos, 2008Vasconcelos, Sandra. Cruzando o Atlântico: Notas sobre a circulação de Walter Scott. In: Abreu, Márcia (Hg.). Trajetórias do Romance: circulação, leitura e escritas nos séculos XVIII e XIX. Campinas: Mercado de Letras, 2008, 351-374.).

In diesem Zusammenhang ist der Vergleich van der Veldes mit Walter Scott von großer Bedeutung, denn er zeigt die große Wertschätzung, die sein Werk in dieser Zeit fand und ermöglicht es, den Ursprung einiger Aspekte seiner Erzählung zu verstehen. Es ist jedoch wichtig, daran zu erinnern, dass Walter Scott die Gattung des historischen Romans nicht begründet hat. Nach Geppert (2009Geppert, Hans Vilmar. Der historische Roman: Geschichte umerzählt - von Walter Scott bis zur Gegenwart. Tübingen: Francke Verlag, 2009.: 8) wurden einige Romane dieses Genres bereits lange vor 1814 von Autoren wie Achim von Arnim und Alfred de Vigny veröffentlicht. Es ist daher möglich, dass van der Velde auch andere Inspirationen hatte, bevor er Scotts Romane las. Dies ist auch die Meinung der Autoren des Textes über die Verbreitung seiner Werke im Ausland; sie erklärten, dass der Schriftsteller erst Zugang zu den deutschen Übersetzungen dieser englischsprachigen Romane hatte, nachdem er eine große Anzahl seiner frühen Erzählungen veröffentlicht hatte (vgl. van der Velde’s Aufnahme im Ausland, 1829: 427).

In Briefen, die van der Velde an Theodor Hell, den Herausgeber der Dresdner Abend-Zeitung, schickt, erwähnt er das Werk von Scott erst im Jahr 1821, als er ihm sagte, er habe Kenilworth gelesen und der Roman habe ihm sehr gut gefallen:

Jetzt habe ich auch Walter Scotts Kenilworth gelesen. Allen Respect! Das mache ich ihm nach. Welche Farbenfülle und Wahrheit in den Schilderungen, welche Charakteristik, welche Verwicklungen! Diese Elisabeth, wie gehalten, diese Emma, dieser Leicester, und Satan Barnen, und Tonn Foster Feuerbrand, und dieser in jeder Beziehung arme Teufel, Lambourne! Ich wüßte bald nicht, daß mich eine Lectüre so hingerissen hätte. Dieses Kenilworth ist allein den Bath-Orden werth. (Van Der Velde, 12. November 1821. Apud van der Velde’s Aufnahme imAusland, 1829„van der Velde’s Aufnahme im Ausland“. Apud Sämmtliche Schriften von C. F. van der Velde. Achter Band. Stuttgart: A. F. Macklot, 1829.: 399)

In Briefen vom 14. Juni und 2. Oktober 1823 erwähnte er wieder Scott und fragte Hell, ob er ihm seine Werke schicken könnte:

Eine Bitte! Ich wünschte sehr, den ganzen Walter Scott, der mich aus sehr natürlichen Gründen ungemein anspricht, eigen zu besitzen, da man ihn hier nicht einmal vollständig und mit Muße zum Lesen bekommt. Den Eduard (Waverlen) und die Braut habe ich schon durch Arnolds Güte. Alles Uebrige aber wünschte ich durch Sie zu erhalten, da ich weiß, daß Sie mir schon überall die besten Uebersetzungen zuweisen werden. (Van Der Velde, 14. Juni 1823. Apud van der Velde’s Aufnahme imAusland, 1829„van der Velde’s Aufnahme im Ausland“. Apud Sämmtliche Schriften von C. F. van der Velde. Achter Band. Stuttgart: A. F. Macklot, 1829.: 399)

Herzlichen Dank für die Besorgung der Scott’schen Sachen. Von den drei Theilen des Quintin Durward habe ich aber nur den ersten erhalten, und das Herz von Mid-Lothian muß noch mehr als die übersandten drei Theile haben, da es mit dem dritten nicht schließt. Das Fräulein vom See nehme ich auch sehr gern, desgleichen den letzten Minstrel, wenn es ein Roman ist. Die Lieder und Balladen mag ich vor der Hand nicht. Sind unterdeß neue Scottiana an’s Licht getreten, so bitte ich gleichfalls darum. (Van Der Velde, 2. Oktober 1823. Apud van der Velde’s Aufnahme imAusland, 1829„van der Velde’s Aufnahme im Ausland“. Apud Sämmtliche Schriften von C. F. van der Velde. Achter Band. Stuttgart: A. F. Macklot, 1829.: 419)

Diese Briefe zeigen, wie sehr van der Velde Scott bewunderte und sich für die Werke dieses Autors interessierte, der die gleiche Art von Romanen schrieb wie er. Sie zeigen auch, dass er die Übersetzungen von Scotts Werk ins Deutsche las, die ab 1817 veröffentlicht wurden und nach 1822 neue Gesamtausgaben erhielten (vgl. Bachleitner, 1989Bachleitner, Norbert. „Übersetzungsfabriken“: Das deutsche Übersetzungswesen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur (IASL), v. 14, n. 1, 1-49, 1989.: 8).

Diese Informationen zeigen, wie van der Velde sich in die Gemeinschaft der Leser*innen einfügt, die im 19. Jahrhundert entstand und durch den Buchmarkt aufrechterhalten wurde, der die Verbreitung ausländischer Werke in verschiedenen Ländern ermöglichte. Diese Verbreitung beeinflusste in gewisser Weise die in jedem Land produzierte Literatur, die von unterschiedlichen Leser*innen gelesen wurde. Dieser Kreislauf, den das Buch durchläuft und der bereits von Robert Darnton (1990Darnton, Robert. The kiss of Lamourette: reflections in Cultural History. New York: W. W. Norton & Company, 1990.: 137) erwähnt wurde, zeigt die Zirkulation von Wissen und Druckerzeugnissen im 19. Jahrhundert und ist wichtig, um den Kontext zu verstehen, in dem historische Romane zirkulierten.

Darüber hinaus sind sowohl die Texte über van der Velde als auch seine Briefe über Scott interessant, weil sie zeigen, welche Kriterien in der Literaturkritik zur positiven Bewertung historischer Romane verwendet wurden. Offenbar war es wichtig, dass diese Romane eine gute Charakterisierung der Figuren, die als reale Personen erscheinen sollten, sowie eine klare, farbenfrohe und wahrheitsgetreue Schilderung der Ereignisse enthielten. Van der Velde betont auch die Fähigkeit dieser Texte, die Leser*innen zu beeindrucken.

Diese und andere Kriterien finden sich auch in den Rezensionen van der Veldes Bücher in deutschsprachigen Zeitschriften des 19. Jahrhunderts, die im nächsten Abschnitt analysiert werden. Diese Analyse kann Informationen darüber liefern, nach welchen Kriterien ein historischer Roman im 19. Jahrhundert bewertet wurde und wie die deutschsprachige Literaturkritik mit den in anderen Ländern veröffentlichten kritischen Texten verbunden war.

2 Die Rezeption der Romane van der Veldes in der Leipziger Literaturzeitung (1800-1833) und der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung (1804-1841)

Um einige Aspekte der Rezeption van der Veldes im deutschsprachigen Raum besser zu verstehen, wurden kritische Texte ausgewählt, die in der Leipziger Literaturzeitung (1800-1833) und der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung (1804-1841) veröffentlicht wurden. Diese Zeitungen waren wichtig für die Rezeption des Autors, weil sie in der gleichen Region zirkulierten, in der van der Veldes Romane zuerst veröffentlicht wurden. Außerdem hatten beide Zeitschriften zum Ziel, Anzeigen, kritische Texte über literarische Werke und andere Inhalte im Zusammenhang mit der Welt der Literatur zu verbreiten. Daher können sie einige Informationen darüber liefern, wie van der Veldes Romane in dieser Zeit rezipiert wurden. In der erstgenannten Zeitung wurden van der Veldes Werke 36-mal rezensiert, und in der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung wurden sie im Laufe der Jahre zehnmal in Texten erwähnt9 9 Die Recherchen in diesen Zeitungen wurden mit dem von der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena zur Verfügung gestellten Suchtool durchgeführt. Abgerufen von <https://zs.thulb.uni-jena.de/receive/jportal_jpjournal_00001219> und <https://zs.thulb.uni-jena.de/receive/jportal_jpjournal_00000011> (10/02/2022). .

In einer der Anzeigen, die die Arnoldische Buchhandlung 1821 in der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung für den Roman Prinz veröffentlichte, ist zu lesen: „so wunderbar und abentheuerlich nun auch das ganze Gewebe dieses Romans ist: so ist doch des Vfs. Vortrag so anmuthig, der Stil so leicht und correct, dass wir ihn als eine unterhaltende Lectüre empfehlen können“ (Jenaische Allgemeine Literaturzeitung, n. 70, 1821: 175). In diesem kurzen Auszug werden neue Kriterien für die Bewertung des Romans genannt, wie der leichte Schreibstil und die Fähigkeit des Romans, die Leser*innen zu unterhalten.

In einer anderen Anzeige aus dem Roman Die Wiedertäufer, die im März 1823 veröffentlicht wurde, steht:

Der Vf. hat in seiner schon bekannten Weise, historische Facta zum Grunde zu legen, die von den sogenannten Wiederläufern in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Münster veranlassten Unruhen hier zu einer Darstellung benutzt, die man nicht anders, als gelungen nennen kann. Der gewöhnlichste Leser wird sich durch die erzählten Ereignisse und ihre lebhafte Schilderung unterhalten fühlen. (...) Alles ist hier mit psychologischer Wahrheit dargestellt, und auch das Wesen des grossen Haufens, wie seiner Peiniger, in treffenden Zügen geschildert. (Jenaische Allgemeine Literaturzeitung, März 1823: 407)

Auch hier werden einige positive Merkmale eines historischen Romans genannt: die Fähigkeit, die Leser*innen zu unterhalten, die Entwicklung der Figuren, die mit „psychologischer Wahrheit“ dargestellt wird, und eine gute Darstellung. Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass diese Eigenschaften auch von van der Velde in Scotts Romanen geschätzt wurden. Es ist daher möglich, dass er sich bemühte, sie auch in seinen Romane zu verwenden. Darüber hinaus wurden sie auch in den kritischen Texten englischer und französischer Zeitschriften erwähnt, was darauf hindeutet, dass diese Kriterien auch im Ausland bei dieser Art von Erzählung geschätzt wurden.

Viele dieser Kriterien finden sich auch in den in der Leipziger Literaturzeitung veröffentlichten Rezensionen. In einem sehr detaillierten Text zu dem Buch Erzstufen, das einige Erzählungen des Autors versammelt, wurde in der Rubrik Erzählungen der Zeitung geschrieben:

Diese literarischen Erzstufen d. i. „Erzählungen aus den Schlachten der Vorwelt“ sind sammt und sonders kleine Liebesromane, welche die Liebe als den Quell von Begeisterung zu edlen Thaten und besonders zu grossmüthigen Aufopferungen für den geliebten Gegenstand zu verherrlichen suchen. An Mannigfaltigkeit in der Art und Weise dieser Liebesverherrlichung fehlt es keinesweges, nicht wenig trägt jedoch zu dieser Mannigfaltigkeit die Wahl des Stoffes und vornehmlich der fernen Zeiten und fernen Länder bey, in welche der Verfasser seine halb geschichtlichen Erzählungen versetzt. Dies ist besonders für ihn ein glücklicher Gedanke, da er die Gabe anschaulicher Abschilderung in vorzüglichem Grade besitzt. Er weiss die aus der Geschichte und Erdbeschreibung entlehnten Einzelheiten auf das geschickteste zur Charakteristik der Länder und Zeiten zu benutzen, so dass man von ihren Eigenthümlichkeiten ein sprechendes Bild erhält, das schon an sich vermöge seiner Abweichung von dem, woran wir gewöhnt sind, ein nicht geringes Interesse erregt. Es geht dem Erzähler aber auch die Gabe nicht ab, seine Personen in ihrer besondern Eigenthümlichkeit darzustellen, und sie nach ihren Verschiedenheiten gehörig bey - und unterzuordnen. (Leipziger Literaturzeitung, Oktober 1820: 2078)

In diesem Text wird ein weiteres wichtiges Merkmal eines historischen Romans erwähnt: die Fähigkeit, historische und fiktive Fakten zu verbinden, um die Handlung auf klare Weise zu gestalten. Diese Eigenschaft, zusammen mit dem Talent des Schriftstellers, die Personen und Ereignisse zu beschreiben, war wichtig, um das Interesse der Leser*innen an der Erzählung zu wecken.

In einem anderen Text, der 1823 in einer Anzeige für die Romane Der Maltheser und Die Lichtensteiner veröffentlicht wurde, werden einige weitere Aspekte der Bücher erwähnt:

Das Publicum hat über den Werth dieses Erzählers entschieden, und er verdient den ihm gewordenen grossen Beyfall vollkommen. Reiche Erfindungsgabe, lebendige und kräftige Schilderung der Charaktere und Situationen, heiterer, leichter, blühender Styl, Alles dies zu einem rein und tief fühlenden Gemüth gesellt, sichert dem Verf. einen der ersten Plätze in diesem Gebiet der Dichtung. Die Erzählung: Die Lichtensteiner, hat noch, ausser diesem Allen, ganz vorzüglichen moralischen Werth. (Leipziger Literaturzeitung, Januar 1823: 168)

In dieser Rezension wird zum ersten Mal der Publikumserfolg der Werke van der Veldes erwähnt. Darüber hinaus werden erneut die gute Schilderung der Charaktere und Situationen und der Stil als Kriterien für die Beurteilung der Romane genannt. Am Ende wird auch ein moralisierendes Element verwendet, um eines der Bücher positiv zu bewerten.

Trotz der vielen positiven Kritiken fanden van der Veldes Werke nicht immer Anerkennung bei den Kritiker*innen der Zeitungen. In einem 1823 veröffentlichten Text, der in der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung zu lesen ist, wurde geschrieben, dass einer seiner Romane, Die Patrizier, nur für Leihbibliotheken von Interesse sein könnte: „Das Buch ist bloss zur Unterhaltung, hauptsächlich für Leihbibliotheken bestimmt, und in dieser Beziehung ist es immer noch unendlich besser, als viele seiner Gefährten“ (Jenaische Allgemeine Literaturzeitung, Oktober 1823: 95). Für diesen Autor bzw. diese Autorin ist der Unterhaltungsaspekt eines Buchs nicht so positiv, was zeigt, dass einige der gleichen Kriterien bei positiven oder negativen Rezensionen über einen Roman herangezogen werden können.

Die Meinungen der Autor*innen der Rezensionen gingen manchmal weit auseinander, und ein edlerer Zweck für eine französische Übersetzung des Romans Die Gesandtschaftsreise nach China wird in einem Text von 1830 erwähnt:

Die Uebersetzung sowohl, als das angehängte Wörterbuch, verdienen Beyfall. Möchte ein so nützliches Buch künftig den steifen mythologischen Telemach Fenelon’s zum ersten Unterricht in der französischen Sprache ersetzen! Es ist dazu mehr geeignet als der in Anspielungen auf die Schwächen französischer Könige überreiche Telemach. (Jenaische Allgemeine Literaturzeitung, August 1830: 247)

In diesem Text wird ein möglicher pädagogischer Zweck des Romans hervorgehoben, der als Ersatz für den bekannten Roman von François Fénelon im Französischunterricht verwendet werden könnte. Les aventures de Télémaque wurde 1699 veröffentlicht und für die Erziehung des Herzogs von Burgund, des Thronfolgers von Ludwig XIV. geschrieben. Die Handlung war relativ einfach, denn es geht dort um Episoden, die Telemachus erlebte, als er auf der Suche nach seinem Vater Odysseus war und auf dieser Reise von seinem Mentor begleitet wurde, der ihn dabei auch unterrichtete. Aufgrund seiner moralisierenden Funktion wurde es im Französischunterricht in vielen Ländern innerhalb und außerhalb Europas verwendet10 10 In Brasilien zum Beispiel wurde dieser Roman sowohl in den öffentlichen Schulen als auch in der Ausbildung des brasilianischen Kaisers Pedro II. verwendet. Vgl. Abreu, 2014. .

Die Tatsache, dass van der Veldes Roman als Ersatz für dieses Buch im Unterricht genannt wurde, könnte ein Hinweis auf die Relevanz sein, die es noch einige Jahre nach dem Tod des Autors hatte. Außerdem ist die anhaltende Verbreitung der Werke des Schriftstellers auch nach seinem Tod ein Hinweis auf seine Bedeutung selbst in den 1830er Jahren. In einer 1831 erschienenen Anzeige der Arnoldischen Buchhandlung ist zu lesen:

Nur wenigen deutschen Erzählern wurde bey jedem neuen Auftreten ein so einstimmiges Willkommen zugerufen, als van der Velde. Und nachdem durch einen frühzeitigen Tod seinen zahlreichen Verehrern diese Quelle der Freude leider versiegen musste, pflegen sie um so öfter zu den älteren Leistungen ihres Lieblingsschriftstellers zurückzukehren. (...) Aus diesem Grunde billigen wir den Gedanken, eine sogenannte Taschenausgabe von diesem Schriftsteller zu veranstalten, welche durch Wohlfeilheit auch den Minderbegüterten in den Stand setzt, sich die neue Sammlung anzuschaffen, um zu dem Geist des edel Verstorbenen zu jeder Zeit seine Zuflucht nehmen zu können. (Jenaische Allgemeine Literaturzeitung, Juni 1831: 400)

Dieser Text scheint darauf hinzuweisen, dass es auch einige Jahre nach dem Tod des Autors noch ein Publikum gab, das bereit war, sein Gesamtwerk zu kaufen. Für diejenigen, die sich des Wertes des Werkes nicht so sicher waren oder den Autor nicht kannten, enthielt die Anzeige auch eine Auflistung der positiven Aspekte der Romane:

Die Kraft, Kürze und Klarheit seiner Schilderung, die, in der Regel, sehr glückliche Zeichnung, besonders der Hauptcharaktere, und ein höchst einnehmender Farbenschmelz, worein v. d. V. die wohlgeordneten Gruppen kleidet, verbunden mit einer besonderen Kunst in Anschaulichmachung pikanter Situationen überhaupt, bey einer gewandten, blühenden und doch nicht allzu üppig erscheinenden Sprache, werden ihm gewiss noch lange den sehr ehrenvollen Platz erhalten, den er unter Deutschlands Autoren behauptet. (Jenaische Allgemeine Literaturzeitung, Juni 1831: 400)

Natürlich hatte diese Buchhandelsanzeige ein Interesse daran, die Qualitäten des Buches zu beschreiben, um ein breiteres Publikum von Käufern zu erreichen. In diesem und den anderen hier zitierten kritischen Texten hatten die Autoren das Ziel, van der Veldes Romane positiv zu bewerten, was es nicht erlaubt zu wissen, ob sie vom breiten Publikum oder in anderen kritischen Texten auf die gleiche Weise gelesen wurden. Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass van der Velde und andere Autor*innen historischer Romane trotz ihres Erfolges und der hohen Auflagenzahl im 19. Jahrhundert heute wenig bekannt sind.

Nach Potthast war die Flut von historischen Romanen bereits in ihrer eigenen Epoche der Kritik ausgesetzt: „Die meisten Literaturtheoretiker und -kritiker distanzierten sich von dem neuen Genre, das nur selten Eingang in die Darstellungen der zeitgenössischen deutschen Literatur fand“ (Potthast, 2007: 30). 1847 schrieb Robert Prutz: „Von der Lesewelt gierig verschlungen, zum Liebling des Publikums erklärt, hat die Kritik ihm nur halbe, mißgünstige Blicke zugeworfen“ (Prutz, 1847. Apud Potthast, 2007: 30). Vielleicht hat die geringe Wertschätzung der Gattung in kritischen Texten und in einigen Geschichten der deutschen Literatur (vgl. Potthast, 2007: 30) - die ein wichtiges Mittel zur Kanonisierung sind (vgl. Batts, 1993Batts, Michael. A History of Histories of German Literature: 1835-1914. London: McGill-Queen's University Press, 1993.) -, zum Niedergang des historischen Romans nach den 1850er-Jahren und zum Verschwinden von Autor*innen wie van der Velde geführt.

Dennoch ist die Untersuchung dieser Autor*innen - und auch der positiven Rezensionen, die in der Anzeige veröffentlicht wurden - interessant, um einige Aspekte der Zirkulation und der Rezeption dieser Bücher herauszufinden, wie z. B. die Aspekte, nach denen sie bewertet wurden. Viele dieser Kriterien sind dieselben wie in den ausländischen Rezensionen und in van der Veldes eigenen Briefen, was darauf hindeuten könnte, dass sie in einen breiteren Kontext der Bewertung von Romanen gehörten. Das lässt die Vermutung zu, dass ein guter Roman zu dieser Zeit einen blühenden und leichten Stil, eine klare Schilderung von Situationen und eine gute Konstruktion der Charaktere aufweisen musste. Weitere Aspekte, die erwähnt wurden, waren der Eindruck auf die Leser*innen, der sie an die Erzählung binden können sollte, sowie der moralische Wert des Buches.

All diese Kriterien sind denen sehr ähnlich, die in verschiedenen Ländern zur Bewertung insbesondere von Büchern des Genres Roman verwendet wurden. In ihrem Artikel mit dem Titel „A Transnational Literate Community: Reactions to Novels in Europe and Brazil“ vergleicht Márcia Abreu (2017Abreu, Márcia (Hg.). The transatlantic circulation of novels between Europe and Brazil (1789-1914). Cham: Palgrave Macmillan, 2017.) die Rezensionen von Romanen, die im 19. Jahrhundert in Zeitungen in England, Portugal, Brasilien und Frankreich veröffentlicht wurden. Dabei entdeckte sie, dass es eine Art „Poetik des Romans“ gibt, die Kritiker*innen aus verschiedenen Teilen der Welt zur Bewertung von Romanen verwenden:

Besides instructing, pleasing, and moralizing, they expected that a novel’s style be neither affected nor declamatory, but rather, easy and gracious; that it uses clear, elegant, and unpretentious language that should not be overly refined. Their expectation was that the plot reveals a good invention through the suitable choice of episodes and be presented in an orderly and cohesive fashion, free of forced and unnatural passages, avoiding digressions and tangents from the central point, leading to a surprising, yet plausible outcome, without resorting to any supernatural tricks. Furthermore, the expectation was that the characters be similar to ordinary people and express themselves according to their situation and character. This ensemble was to produce a narrative that awakens emotion and compassion in its readers. Only a few concerned themselves with the amusement and pleasure of the reader; several others valued narratives with a touch of originality, preventing the repetition of situations that had been explored thousands of times in other stories. (Abreu, 2017Abreu, Márcia (Hg.). The transatlantic circulation of novels between Europe and Brazil (1789-1914). Cham: Palgrave Macmillan, 2017.: 21)

Es ist bemerkenswert, dass diese Kriterien denen ähnlich sind, die in Deutschland für die Bewertung von van der Veldes historischen Romanen genannt werden. Dies deutet darauf hin, dass Deutschland vielleicht auch Teil dieses Systems der Verbreitung und Bewertung von Romanen im 19. Jahrhundert war.

Abreu führt in ihrem Text einige mögliche Gründe für diese Ähnlichkeit der Kriterien an. Hierzu gehört zum Beispiel ein ähnliches System der literarischen Bildung oder „a common literary training, firmly anchored in the study of poetics and rhetoric“ (Abreu, 2017: 27). Sie betont auch, dass „despite the fact that those manuals did not dedicate any, or hardly any, space to the consideration of novels, they did provide instruction on the evaluation criteria used for narratives and framed ideas about the function of letters“ (Abreu, 2017: 27).

Eine der erfolgreichsten Publikationen des 19. Jahrhunderts, die auch ein Kapitel über Romane enthält, sind die Lectures on Rhetoric and Belles Lettres von Hugh Blair. Dieses Buch, in dem bereits einige der Kriterien genannt wurden, die auch die Literaturkritik der damaligen Zeit mobilisiert, fand in Frankreich, England, Portugal und Brasilien weite Verbreitung, erlebte zwischen 1783 und 1911 mehr als 130 Auflagen und diente als Vorbild für andere europäische und brasilianische Rhetorikhandbücher (vgl. Abreu, 2017Abreu, Márcia (Hg.). The transatlantic circulation of novels between Europe and Brazil (1789-1914). Cham: Palgrave Macmillan, 2017.).

Ein weiterer Grund für die Ähnlichkeit der Rezensionen in den verschiedenen Ländern war die damals weit verbreitete Praxis, ausländische Rezensionen in Zeitungen zu übersetzen, sowie „the international diffusion of periodicals that published critical reviews about contemporary novels“ (Abreu, 2017Abreu, Márcia (Hg.). The transatlantic circulation of novels between Europe and Brazil (1789-1914). Cham: Palgrave Macmillan, 2017.: 29) und „the tradition of maintaining subscriptions to foreign magazines, [which] had been well established for years“ (Abreu, 2017: 29). Darüber hinaus war der Kontakt mit ausländischen Romanen wichtig für die Verbreitung von Erzählformen und Stil.

All diese Aspekte der Rezeption von Romanen, die Leser*innen aus verschiedenen Teilen der Welt miteinander verbanden, waren auch für die Verbreitung der Werke van der Veldes in Brasilien wichtig, die im nächsten Abschnitt des Artikels analysiert wird.

3 Die Verbreitung von van der Veldes Büchern in fernen Ländern: das Beispiel Brasilien

Die bisher vorgelegten Daten zeigen, dass van der Veldes Werke in verschiedenen Ländern in deutscher Sprache oder durch Übersetzungen zirkulierten, und in diesem Abschnitt werden ihre Verbreitung und Rezeption im Brasilien des 19. Jahrhunderts diskutiert. Die Auswahl dieses Landes für die Analyse stützt sich auf einige Kriterien. Eines dieser Kriterien ist die große historische und geografische Distanz zwischen Brasilien und dem deutschsprachigen Raum, in dem van der Veldes Werke zuerst veröffentlicht wurden. Dies könnte ein besseres Verständnis dafür ermöglichen, wie van der Veldes Romane außerhalb Europas und in einem unterschiedlichen Kontext verbreitet wurden.

Außerdem gab es damals in Brasilien verschiedene Arten von Lesern: Das Land war in dieser Zeit der offizielle Sitz des portugiesischen Hofes und später der brasilianischen Monarchie. Die Präsenz sowohl einer adligen als auch einer breiten Leserschaft im Rio de Janeiro der damaligen Zeit kann Aufschluss darüber geben, wie diese deutschsprachigen historischen Romane unterschiedliche Publikumsschichten erreichten und wie dies geschah.

Darüber hinaus hatte Brasilien in dieser Zeit Kontakt mit der deutschen Sprache und Kultur, was die Verbreitung von Büchern aus dem deutschsprachigen Raum erleichterte. Deutsch war zum Beispiel die Muttersprache der Kaiserin Leopoldine, die zwischen 1817 und 1826 im Land wohnte, und wurde auch von den Adligen der damaligen Zeit gelernt (vgl. Schwarcz, 1998Schwarcz, Lilia. As Barbas do imperador: D. Pedro II, um monarca nos trópicos. São Paulo: Companhia Das Letras, 1998.; Kann & Lima, 2006Kann, Betina; Lima, Patrícia Souza (Hg.). D. Leopoldina: Cartas de uma imperatriz. São Paulo: Estação Liberdade, 2006.). In dieser Zeit kamen auch viele Einwanderer aus dem deutschsprachigen Raum nach Brasilien (vgl. Soethe, 2018Soethe, Paulo Astor. Weltweit vernetzt: digitale Erforschung germanistischer Bestände in Brasilien. Jahrbuch für Internationale Germanistik, v. 1, 83-94, 2018.), die viele Zeitungen und Bibliotheken gründeten, und in der Mitte des Jahrhunderts begannen einige Schulen in Rio de Janeiro Deutschunterricht anzubieten, damit die jungen Brasilianer die in deutscher Sprache veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten verfolgten (vgl. Relatório apresentado à Assembleia Geral Legislativa, 1840: 12).

Aus diesen Gründen kann das Beispiel Brasiliens für das Verständnis der Verbreitung von van der Veldes Romanen im Ausland interessant sein. Um diese Zirkulation zu verstehen, ist es wichtig, den Kontext zu berücksichtigen, in dem sie stattfand. Das 19. Jahrhundert war für Brasilien eine Zeit zahlreicher sozialer und kultureller Veränderungen. Bis 1821 war das Land eine Kolonie Portugals, und ab 1822 wurde es ein unabhängiges Reich, das erst 1889 mit der Ausrufung der Republik und der Vertreibung der kaiserlichen Familie endete. In dieser Zeit hatte das Land zwei Kaiser: Dom Pedro I., der auch Thronfolger Portugals war und die Unabhängigkeit des Landes erklärte, und Dom Pedro II., sein Sohn, der bis 1889 an der Macht blieb11 11 Weitere Informationen über die Geschichte Brasiliens finden Sie unter: Schwarcz (1998); Schwarcz (2002). .

Während des gesamten 19. Jahrhunderts waren die Beziehungen zwischen Brasilien und Europa, vor allem im Bereich der Kultur, sehr eng. Der Buchhandel zwischen Europa und diesem lateinamerikanischen Land war sehr rege; ebenso gab es zahllose Besuche von Wissenschaftler*innen, Maler*innen, Schriftsteller*innen und Theaterschauspieler*innen. Die in Brasilien zirkulierenden ausländischen Bücher waren hauptsächlich französischer Herkunft, aber das Land führte auch Ausgaben aus anderen Teilen Europas ein (vgl. Abreu, 2017Abreu, Márcia (Hg.). The transatlantic circulation of novels between Europe and Brazil (1789-1914). Cham: Palgrave Macmillan, 2017.; Schapochnik & Venancio, 2016Schapochnik, Nelson & Venancio, Giselle. Escrita, edição e leitura na América Latina. Niterói: PPGHistória-UFF, 2016.; Ferreira, Ribeiro & Gonçalves, 2013Ferreira, Tânia Bessone da Cruz; Ribeiro, Gladys Sabina; Gonçalves, Monique de Siqueira. O Oitocentos entre livros, livreiros, impressos, missivas e bibliotecas. São Paulo: Alameda, 2013.).

Der Kontakt der Hofhauptstadt Rio de Janeiro mit dem deutschsprachigen Raum Europas wurde vor allem durch zwei Mitglieder der kaiserlichen Familie beeinflusst: Kaiserin Leopoldine, verheiratet mit Kaiser Pedro I., sowie Pedro II., ihr Sohn. Leopoldine, geboren 1797 in Österreich, war ein Mitglied des Hauses Habsburg. Ihr Vater, Franz Joseph Karl, war von 1792 bis 1806 der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und ab 1804 der erste Kaiser des Kaisertums Österreich12 12 Siehe dazu: Curtis, 2013; Ingrao (1994); Vocelka (2010). .

Nach einer typisch österreichischen Hoferziehung, die das Studium mehrerer Sprachen sowie Tanzen, Malen, Geschichte, Geographie und Musik umfasste (vgl. Kann & Lima, 2006Kann, Betina; Lima, Patrícia Souza (Hg.). D. Leopoldina: Cartas de uma imperatriz. São Paulo: Estação Liberdade, 2006.), heiratete sie 1817 Pedro de Bragança, den portugiesischen Thronfolger und späteren ersten brasilianischen Kaiser. Bei ihrer Reise nach Brasilien wurde die künftige Kaiserin von vielen europäischen Ärzt*innen, Künstler*innen, Schriftsteller*innen und Wissenschaftler*innen begleitet, die an der Österreichischen Brasilien-Expedition teilnahmen. Diese Expedition war mitverantwortlich für den kulturellen Kontakt zwischen den beiden Kaiserreichen, denn sie ermöglichte es vielen Forscher*innen, Künstler*innen und Schriftsteller*innen, nach Brasilien zu reisen.

Von 1817 bis zu ihrem Tod 1826 wohnte die Kaiserin im Palast von São Cristóvão, der seit 1808, als der portugiesische Hof nach Brasilien übersiedelte13 13 Zu den Gründen für den Umzug der portugiesischen Königsfamilie nach Brasilien, siehe: Schwarcz & Starling (2015). , Residenz der portugiesischen Königsfamilie war. In diesem Palast lebte auch ihr Sohn Pedro II., der 1825 geboren wurde und 1833, nach der Abdankung seines Vaters und dessen Rückkehr nach Portugal, Kaiser wurde. Da er zu jung war, um das Land zu regieren, wurde es bis 1840 von Regenten kontrolliert. Während seiner Kindheit studierte der Kaiser verschiedene Wissensgebiete und Sprachen, vor allem Französisch und Deutsch.

Im Palast von São Cristóvão befand sich eine Bibliothek, die seit 1808 von der Familie gemeinsam genutzt wurde. Heute sind die Bücher dieser Bibliothek Teil der Coleção Teresa Cristina der brasilianischen Nationalbibliothek [Fundação Biblioteca Nacional], und die Analyse des Katalogs kann Aufschluss darüber geben, welche Bücher diese Mitglieder der brasilianischen Aristokratie besaßen und im Palast aufbewahrten (vgl. Assumpção, 2018Assumpção, Larissa de. Em meio a cartas e bibliotecas: A Presença de romances no Brasil e na Rússia no século XIX. Dissertação (Mestrado em Teoria e História Literária) - Instituto de Estudos da Linguagem, Universidade Estadual de Campinas, Campinas, 2018.). Von den ca. 24.270 Büchern, die zu dieser Bibliothek gehörten, waren 665 Romane, die hauptsächlich nach 1810 veröffentlicht wurden.

Die häufigsten Ausgabesprachen sind laut dieses Katalogs Französisch (397 Bücher), Deutsch (84), Italienisch (69) und Englisch (47), und nur 44 Ausgaben sind auf Portugiesisch. Unter den Romanen des gesamten Katalogs stechen zwei Autoren hervor: Carl Franz van der Velde mit 22 Büchern und Walter Scott mit 19. Alle Ausgaben von van der Veldes Romanen wurden zwischen 1819 und 1826 auf Deutsch veröffentlicht, von Scotts 19 Büchern wurden 16 Ausgaben auf Deutsch und drei auf Französisch veröffentlicht.

Die im Bibliothekskatalog gefundenen Ausgaben der Romane van der Veldes sind: Die Tartarenschlacht (1819), Die Trude Hiorba (1819); Erzstufen (1819); Asmund (1819); Prinz Friedrich (zwei Ausgaben, 1820 und 1824); Die Eroberung von Mexico (1821); Die Lichtensteiner (zwei Ausgaben, 1822 und 1825); Die Wiedertäufer (zwei Ausgaben, 1822 und 1825); Der Maltheser (zwei Ausgaben, 1822 und 1825); Die Patrizier (1823); Arwed Gyllenstierna (zwei Ausgaben, 1823 und 1826); Guido (1823); Die Liebhaber-Theater (1824); Der Böhmische Mägdekrieg (1824); Christine und ihr Hof (1824); Das Horoskop (1825); Die Gesandtschaftsreise nach China (1825). Alle wurden in Dresden von der Arnoldischen Buchhandlung veröffentlicht.

Die Verfügbarkeit dieser originalsprachlichen Ausgaben in der Bibliothek ist ein Beispiel für die große Verbreitung von van der Veldes Romanen, die ferne Länder erreichten. Im Falle der Bibliothek der kaiserlichen Familie kamen diese Bücher wahrscheinlich mit Hilfe derjenigen Kontakte an den brasilianischen Hof, die dafür zuständig waren, die in Europa erschienenen literarischen Neuheiten oder vom Kaiser gewünschte Exemplare von Büchern nach Brasilien zu schicken (vgl. Campos, 1862Campos, Joaquim Pinto de. O Senhor Pedro II, imperador do Brasil. O Futuro. Rio de Janeiro, 1862. Disponível em: http://memoria.bn.br/DocReader/docreader.aspx?bib=779628x (09/02/2022).
http://memoria.bn.br/DocReader/docreader...
). Das Vorhandensein mehrerer Ausgaben desselben Romans kann auch darauf hindeuten, dass mehr als eine Person in der Familie van der Veldes Werke kannte. Die Bücher könnten mehreren Personen der kaiserlichen Familie gehört haben: der Kaiserin Leopoldine, ihren vier Kindern, die in ihrer Kindheit Deutsch lernten, oder den Töchtern von Pedro II., den Prinzessinnen Leopoldina und Isabel, die ebenfalls Deutschunterricht nahmen.

Pedro II., der letzte brasilianische Kaiser, sprach Deutsch und war sehr an historischen Romanen interessiert, da er sie immer wieder in persönlichen Notizen und Briefen an Familie und Freunde erwähnte (vgl. Assumpção & Abreu, 2021Assumpção, Larissa de. "É boa leitura, mas para momentos de lazer": a leitura de romances de Walter Scott pelo imperador Pedro II. O Eixo e a Roda, v. 30, n. 4, 47-71, 2021.). In seiner Korrespondenz mit Arthur de Gobineau berichtet er beispielsweise, dass er seit seiner Jugend die Romane von Walter Scott bewundert und unter dem Einfluss dieses Autors Schottland und die Orte, an denen seine Erzählungen spielen, besucht habe:

Que j'aime à vous entendre parler ainsi du noble seigneur d'Abbotsford. J'ai déjà visité deux fois son manoir à cause des romans qui ont fait mes délices depuis mon adolescence!/

C'est en Ecosse que je les ai dûment appréciés. Que je me rappelle son Ivanhoé! Comme il commence bien, décrivant l'arrivée des voyageurs chez Cédric. Le paysage y est merveilleusement décrit quand le terrible Templier et l'abbé bon vivant rencontrent Gurth. Lisez aussi Waverley et pensant aux lacs des Highlands, allez les admirer après dans la nature. N'oubliez pas Mid Lothian's Heart. J'ai fait mon pèlerinage à St. Levaro où l'on conserve encore la maison de Jennie Dean et l'Abbé - à cause de Lochleven et les Puraitains que je prefére nommer Old-Mortality. Je me suis caché aussi derrière un des piliers de la crypte de St. Mungo à Glascov. (Arquivo da Casa Imperial, Maço 181 - Doc. 8296).

In diesem Brief bringt der brasilianische Kaiser seine Sympathie für Scott zum Ausdruck, dessen Bücher er vor allem wegen der Schilderung von Landschaften, Charakteren und Ereignissen bewundert. In einem anderen Brief an seine Tochter, Prinzessin Isabel, erwähnt er den Roman Ivanhoe, der seiner Meinung nach eine gute Freizeitlektüre sei, die großartige Darstellungen und moralisch korrekte Beispiele enthalte (Arquivo Grão-Pará, Museu Imperial de Petrópolis, AGP XXXIX-1)14 14 Siehe Assumpção (2021) .

Obwohl die Bücher van der Veldes in seiner Korrespondenz nicht direkt erwähnt werden, könnten sie ihm vielleicht aus denselben Gründen gefallen haben. Dies ist möglich, weil die vom Kaiser erwähnten positiven Eigenschaften der Romane von Walter Scott, wie die gute Schilderung von Orten und Charakteren, der moralische Wert der Erzählung und der Unterhaltungswert, dieselben sind, die von der Literaturkritik der damaligen Zeit zum Vergleich der Romane von Scott und van der Velde herangezogen wurden. Dies sind auch die gleichen Merkmale, die van der Velde an Scotts Büchern gefielen, was wieder einmal den Zusammenhang zwischen den Kriterien für die Bewertung von Romanen in verschiedenen Teilen der Welt im 19. Jahrhundert zeigt.

In Brasilien beschränkte sich die Verbreitung von van der Veldes historischen Romanen nicht auf die Bibliothek der Aristokratie oder auf deutschsprachige Ausgaben. 1837 wurde der Roman Die Gesandtschaftsreise nach China [A Embaixada à China: romance histórico] ins Portugiesische übersetzt und in Lissabon veröffentlicht, und 1847 geschah dasselbe mit dem Roman Prinz Friedrich [Theodoro, romance histórico]. Zwischen den 1830er und 1840er Jahren wurden in Zeitungen von Rio de Janeiro mehrere Anzeigen für diese beiden Ausgaben abgedruckt.

Der Roman A Embaixada à China beispielsweise wurde zwischen 1839 und 1842 in mehreren Anzeigen in den Zeitungen Jornal do Commercio, Diário do Rio de Janeiro und Correio Mercantil da Bahia beworben, die in dieser Zeit eine hohe Verbreitung fanden. Das Buch Theodoro war auch in mehr als zehn Anzeigen der Buchhandlung Garnier im Diário do Rio de Janeiro zu finden, insbesondere im Jahr 185415 15 Diese Daten stammen von der Website Hemeroteca Digital Brasileira der National Library Foundation. Abgerufen von: http://bndigital.bn.gov.br/hemeroteca-digital/ (10/02/2022). .

Diese beiden portugiesischen Übersetzungen waren nicht nur käuflich zu erwerben, sondern konnten auch in öffentlichen Bibliotheken ausgeliehen werden: Beide standen auf der Liste der Bücher in den Katalogen der Biblioteca Fluminense16 16 Siehe dazu: Catálogo dos Livros Biblioteca Fluminense. Rio de Janeiro: Typographia Thevenet & C., 1866. Abgerufen von: http://objdigital.bn.br/acervo_digital/div_obrasraras/or1292572/or1292572.pdf (10/02/2022). , des Gabinete Português de Leitura do Rio de Janeiro17 17 Siehe dazu: Catálogo do Gabinete Português de Leitura do Rio de Janeiro. Rio de Janeiro: Typographia Commercial de F. de O. Q. Regadas (1858). und des Gabinete Português de Leitura de Pernambuco18 18 Siehe dazu: Catálogo do Gabinete Português de Leitura de Pernambuco. http://biblioteca.link/Biblivre5/gplpe/?action=search_bibliographic#query=18831&group=id&search=advanced (10/02/2022). . In diesen Bibliotheken konnten die Leser*innen gegen eine monatliche Gebühr auf den gesamten Buchkatalog zugreifen und die Bücher ausleihen, die ihnen gefielen. Durch diese Form des Zugangs wurden literarische Werke einem breiten Publikum zugänglich gemacht, das für den Preis von ein oder zwei Büchern monatlich Zugang zu vielen Werken erhalten konnte.

Diejenigen, die van der Veldes Bücher nicht kaufen oder ausleihen wollten, hatten eine weitere Möglichkeit, einen Roman des deutschsprachigen Schriftstellers zu lesen. 1852 wurde der Roman Der Flibustier von Henrique Andersen ins Portugiesische übersetzt und unter dem Titel O Flibusteiro als Fortsetzungsroman in der Frauenzeitschrift Novo Correio de Modas veröffentlicht. Diese Zeitschrift, die von den Brüdern Eduardo und Henrique Laemmert herausgegeben wurde, hatte zum Ziel, den Frauen mit Texten über Mode, Literatur, Kultur und vielen Illustrationen abwechslungsreiche Inhalte zu bieten (vgl. Donegá, 2013Donegá, Ana Laura. Publicar ficção em meados do século XIX: um estudo das revistas femininas editadas pelos irmãos Laemmert. Dissertação (Mestrado em Teoria e História Literária) - Instituto de Estudos da Linguagem, Universidade Estadual de Campinas, 2013.).

Zwischen 1852 und 1854 veröffentlichte die Zeitschrift 182 Erzählungen in Serienform. Darunter befanden sich zwölf Erzählungen deutschsprachiger Autoren wie Heinrich Heine, Joseph Christian von Zedlitz und E.T.A Hoffmann. Einigen literarischen Veröffentlichungen war eine kurze Rezension oder eine Information über deutschsprachige Literatur beigefügt. Dies geschah zum Beispiel in einem Text über den Freiherrn von Zedlitz, in dem der Autor bzw. die Autorin bedauert, dass es nur wenige Übersetzungen deutscher Werke ins Portugiesische gibt: „Der Reichtum dieser Sprache, die als zivilisatorisches Instrument (...) diente, ist bei allen kultivierten Völkern fast sprichwörtlich. Doch leider (...) gibt [es] nur wenige Menschen unter uns, die die deutsche Sprache kennen, und noch weniger Übersetzungen, die wir von ihr besitzen. Meisterwerke.“19 19 Originaltext auf Portugiesisch: „É quase proverbial entre todas as nações cultas a riqueza dessa língua, que tem servido de instrumento civilizador aos mais profundos homens da ciência, como às mais ardentes imaginações dos poetas (...). Infelizmente porém a dificuldade excessiva deste idioma, e as poucas conexões que existem entre ele e os derivados da língua latina, tornam pouco acessíveis aos outros povos, as ricas preciosidades de seus magníficos tesouros. (Novo Correio de Modas, 1853, n. 6: 45)

Durch den Text ist es möglich, Hinweise auf die Verbreitung deutscher Schriftsteller in Brasilien im 19. Jahrhundert zu finden. Nach Ansicht des Autors bzw. der Autorin fehlte es an Übersetzungen, die den brasilianischen Leser*innen, die die deutsche Sprache nicht kannten, den Kontakt mit dieser neuen Literatur ermöglichten. Trotzdem wäre dieser Kontakt von großem Wert, vor allem als Kontrapunkt zur französischen Literatur, die nicht „edel, keusch und schlicht“ sei wie die deutsche Literatur: „In der Tat zeigt die deutsche Muse, edel und keusch, einen Charakter von hochmütiger Schlichtheit, von ursprünglicher Schönheit, der besonders in ihrer schönsten Form, der Lyrik, in einzigartigem Kontrast zu den Produktionen dieser Gattung steht“20 20 Originaltext auf Portugiesisch: „a musa da Alemanha, nobre e casta, apresenta um caráter de altiva simplicidade, de original beleza, que contrasta singularmente, com especialidade na sua mais bela forma, a lírica, com as produções deste gênero que nas outras línguas acusam os sectários da moderna escola francesa“. (Novo Correio de Modas, 1853, n. 6: 45). Die Zeitung bemühte sich daher, ihren Leser*innen Fragmente dieser deutschen Texte nahezubringen.

Vielleicht war der Wunsch, die deutsche Literatur zu fördern, der Grund für die Veröffentlichung einer Übersetzung von van der Veldes Roman Der Flibustier in der zweiten Hälfte des Jahres 1852. Das erste Kapitel, das auf der Titelseite der Zeitung abgedruckt war, enthielt auch einen kurzen Kommentar, der als Werbung für die vorgestellte Erzählung funktioniert und - vielleicht aus diesem Grund und mit dem Ziel, mehr Leser*innen für die Erzählung zu finden - sehr positiv ist:

Die deutsche Literatur, die bei uns noch wenig bekannt ist, bietet dennoch eine so reiche Auswahl an wertvollen Romanen, dass wir dachten, wir würden unseren lieben Lesern einen neuen Beweis dafür geben, wie sehr wir sie erfreuen wollen, indem wir die Übersetzung eines der besten Romane veröffentlichen, dessen Autor in Deutschland einen außerordentlichen Ruhm für seine schönen Veröffentlichungen erlangt hat, in denen die edelsten Gefühle eines menschlichen Herzens zu finden sind, und sich damit von so vielen französischen Romanautoren unterscheidet, die, anstatt die Leser zu unterhalten, oft ein Gift verbreiten, das die Moral vernichtet. (Novo Correio de Modas, 1852, n. 10: 73)21 21 Originaltext auf Portugiesisch: „A literatura alemã, ainda pouco conhecida entre nós, oferece contudo uma escolha tão abundante de novelas apreciáveis, que julgamos dar uma nova prova aos nossos benévolos leitores e leitoras de quanto queremos agradar-lhes, publicando a tradução de um dos melhores romances cujo autor soube granjear na Alemanha uma reputação extraordinária por suas publicações beletrísticas, nas quais há os sentimentos mais nobres de um coração humano, distinguindo se por isso de tantos autores franceses de novelas que, ao passo de divertirem os leitores, propinam muitas vezes um veneno destruidor da boa moral“.

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass Der Flibustier als „einer der besten Romane“ in deutscher Sprache bewertet wird, der von einem Autor „mit einem außerordentlichen Ruhm“ geschrieben wurde. Die Erwähnung von van der Veldes Ruhm könnte darauf hindeuten, dass die Redakteure brasilianischer Zeitungen, wie bereits erwähnt, Kontakt zu ausländischen Zeitschriften hatten, um die besten Schriftsteller und Werke zu entdecken, die im Ausland erfolgreich waren. Die Lektüre dieser ausländischen Zeitschriften ermöglichte es ihnen wahrscheinlich, die Kriterien für die Bewertung der deutschen Literatur kennenzulernen, die in dieser Zeit als Alternative zu den moralischen Problemen der französischen Literatur verstanden wurde.

Die Entscheidung, den Flibustier zu veröffentlichen, scheint sich gelohnt zu haben, denn die Erzählung füllte fünf Ausgaben lang einen großen Teil der Zeitungsseiten. Diese serielle Veröffentlichung des Romans ermöglichte es wahrscheinlich, van der Velde einem anderen, meist weiblichen und breiteren Publikum bekannt zu machen, und ist ein Beispiel dafür, wie weit seine Romane in Brasilien verbreitet waren und dass sie nicht nur die Mitglieder der Monarchie, sondern auch diejenigen erreichten, die öffentliche Bibliotheken besuchten oder Frauenzeitungen lasen.

Bild 1:
Die ersten zwei Seiten der ersten Veröffentlichung des Romans O Flibusteiro in der Zeitung Novo Correio de Modas. v. 10, 1852.

Diese und andere Daten, die in diesem Text vorgestellt werden, zeigen einmal mehr die komplexen Verbindungen des Buchmarktes des 19. Jahrhunderts, die es ermöglichten, dass Literatur zwischen verschiedenen Ländern zirkulierte. Diese Umstände erlaubten es, dass Werke und Autor*innen in verschiedenen Teilen der Welt Bekanntheit erlangten und von Leser*innen, die zwar in unterschiedlichen Kontexten lebten, dennoch auf sehr ähnliche Weise gelesen wurden.

Obwohl Carl Franz van der Velde heute kein bekannter Autor mehr ist, bietet das Beispiel seines Werdegangs und der Verbreitung seines Werks Informationen über die Zirkulation von Büchern im 19. Jahrhundert. Anhand der erwähnten Informationen konnte beispielsweise festgestellt werden, dass es Ähnlichkeiten zwischen den Kriterien gibt, die von verschiedenen Kritiker*innen zur Bewertung literarischer Werke, insbesondere von Romanen, verwendet werden.

Die Vielfalt des Verlagsmarktes ermöglichte es, dass diese Romane verschiedene Zielgruppen und Orte erreichten: Sie zirkulierten in deutschen Zeitungen, in Leihbibliotheken, in Buchhandlungen, in der kaiserlichen Bibliothek von Brasilien und in brasilianischen Frauenzeitschriften. Darüber hinaus waren ihre Erzählungen in verschiedenen Formen erhältlich: durch Veröffentlichungen in Buchform, serielle Veröffentlichungen in deutschen und ausländischen Zeitungen und durch Übersetzungen und originalsprachliche Ausgaben, die über mehrere Jahrzehnte und von verschiedenen Verlagen herausgegeben wurden.

Alle diese Aspekte der Verbreitung von van der Veldes Büchern zeigen, wie aktiv der Markt im 19. Jahrhundert war und wie er durch sein Verbreitungssystem ermöglichte, dass dieselben Werke in verschiedenen Teilen der Welt gelesen werden konnten und dass Leser*innen, die verschiedene Sprachen kannten, durch die Bücher in Verbindung kamen.

Literaturverzeichnis

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  • Vasconcelos, Sandra. Cruzando o Atlântico: Notas sobre a circulação de Walter Scott. In: Abreu, Márcia (Hg.). Trajetórias do Romance: circulação, leitura e escritas nos séculos XVIII e XIX. Campinas: Mercado de Letras, 2008, 351-374.
  • Vocelka, Karl. Die Familien Habsburg und Habsburg-Lothringen: Politik-Kultur-Mentalität. Wien: Böhlau Verlag, 2010.
  • Funding:

    (1) Coordenação de Aperfeiçoamento de Pessoal de Nível Superior (CAPES), Finance Code 001, (2) Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG, German Research Foundation) under Germany's Excellence Strategy in the context of the Cluster of Excellence Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective - EXC 2020 - Project ID 390608380
  • 1
    Zu diesem Thema siehe zum Beispiel: Abreu (2017); Chartier & Cavallo (1999); Lyon-Caen (2003); Mollier & Cooper-Richet (2012); Schapochnik (1999).
  • 2
    Als deutschsprachige Romane verstehen Kurt Habitzel und Günter Mühlberger „jedes selbstständig veröffentlichte, fiktionale Prosawerk mit einer Mindestlänge von 150 Seiten […], das im Original in deutscher Sprache erschienen ist“ und als historischen Roman werten sie „jenen Roman, der nicht nur auf nachprüfbare historische Ereignisse und Personen zurückgreift, sondern dessen Handlungszeitraum vor der Geburt des Autors anzusetzen ist“.
  • 3
    Vgl. Abreu (2017); Anastácio (2013); Assumpção (2018); Darnton (2001); Jäger (1982); Paixão (2012); Schapochnik (1999).
  • 4
    Alle Daten stammen von der Worldcat-Plattform (https://www.worldcat.org/), auf der Bibliotheken in aller Welt ihre Kataloge austauschen. Als Auflage wurden alle Neuerscheinungen einer Titel berücksichtigt. Alle doppelten Daten (gleicher Titel, gleiches Jahr, gleicher Ort und gleicher Verlag) wurden gelöscht.
  • 5
    Alle Daten stammen von der Worldcat-Plattform (https://www.worldcat.org/), auf der Bibliotheken in aller Welt ihre Kataloge austauschen. Als Auflage wurden alle Neuerscheinungen einer Titel berücksichtigt. Alle doppelten Daten (gleicher Titel, gleiches Jahr, gleicher Ort und gleicher Verlag) wurden gelöscht.
  • 6
    Alle Daten stammen von der Worldcat-Plattform (https://www.worldcat.org/).
  • 7
    Alle Daten stammen von der Worldcat-Plattform (https://www.worldcat.org/), auf der Bibliotheken in aller Welt ihre Kataloge austauschen. Als Auflage wurden alle Neuerscheinungen einer Titel berücksichtigt. Alle doppelten Daten (gleicher Titel, gleiches Jahr, gleicher Ort und gleicher Verlag) wurden gelöscht.
  • 8
    Alle Daten stammen von der Worldcat-Plattform (https://www.worldcat.org/).
  • 9
    Die Recherchen in diesen Zeitungen wurden mit dem von der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena zur Verfügung gestellten Suchtool durchgeführt. Abgerufen von <https://zs.thulb.uni-jena.de/receive/jportal_jpjournal_00001219> und <https://zs.thulb.uni-jena.de/receive/jportal_jpjournal_00000011> (10/02/2022).
  • 10
    In Brasilien zum Beispiel wurde dieser Roman sowohl in den öffentlichen Schulen als auch in der Ausbildung des brasilianischen Kaisers Pedro II. verwendet. Vgl. Abreu, 2014.
  • 11
    Weitere Informationen über die Geschichte Brasiliens finden Sie unter: Schwarcz (1998); Schwarcz (2002).
  • 12
    Siehe dazu: Curtis, 2013; Ingrao (1994); Vocelka (2010).
  • 13
    Zu den Gründen für den Umzug der portugiesischen Königsfamilie nach Brasilien, siehe: Schwarcz & Starling (2015).
  • 14
    Siehe Assumpção (2021)
  • 15
    Diese Daten stammen von der Website Hemeroteca Digital Brasileira der National Library Foundation. Abgerufen von: http://bndigital.bn.gov.br/hemeroteca-digital/ (10/02/2022).
  • 16
    Siehe dazu: Catálogo dos Livros Biblioteca Fluminense. Rio de Janeiro: Typographia Thevenet & C., 1866. Abgerufen von: http://objdigital.bn.br/acervo_digital/div_obrasraras/or1292572/or1292572.pdf (10/02/2022).
  • 17
    Siehe dazu: Catálogo do Gabinete Português de Leitura do Rio de Janeiro. Rio de Janeiro: Typographia Commercial de F. de O. Q. Regadas (1858).
  • 18
    Siehe dazu: Catálogo do Gabinete Português de Leitura de Pernambuco. http://biblioteca.link/Biblivre5/gplpe/?action=search_bibliographic#query=18831&group=id&search=advanced (10/02/2022).
  • 19
    Originaltext auf Portugiesisch: „É quase proverbial entre todas as nações cultas a riqueza dessa língua, que tem servido de instrumento civilizador aos mais profundos homens da ciência, como às mais ardentes imaginações dos poetas (...). Infelizmente porém a dificuldade excessiva deste idioma, e as poucas conexões que existem entre ele e os derivados da língua latina, tornam pouco acessíveis aos outros povos, as ricas preciosidades de seus magníficos tesouros.
  • 20
    Originaltext auf Portugiesisch: „a musa da Alemanha, nobre e casta, apresenta um caráter de altiva simplicidade, de original beleza, que contrasta singularmente, com especialidade na sua mais bela forma, a lírica, com as produções deste gênero que nas outras línguas acusam os sectários da moderna escola francesa“.
  • 21
    Originaltext auf Portugiesisch: „A literatura alemã, ainda pouco conhecida entre nós, oferece contudo uma escolha tão abundante de novelas apreciáveis, que julgamos dar uma nova prova aos nossos benévolos leitores e leitoras de quanto queremos agradar-lhes, publicando a tradução de um dos melhores romances cujo autor soube granjear na Alemanha uma reputação extraordinária por suas publicações beletrísticas, nas quais há os sentimentos mais nobres de um coração humano, distinguindo se por isso de tantos autores franceses de novelas que, ao passo de divertirem os leitores, propinam muitas vezes um veneno destruidor da boa moral“.

Publication Dates

  • Publication in this collection
    22 Aug 2022
  • Date of issue
    Sep-Dec 2022

History

  • Received
    10 Feb 2022
  • Accepted
    08 Apr 2022
Universidade de São Paulo/Faculdade de Filosofia, Letras e Ciências Humanas/; Programa de Pós-Graduação em Língua e Literatura Alemã Av. Prof. Luciano Gualberto, 403, 05508-900 São Paulo/SP/ Brasil, Tel.: (55 11)3091-5028 - São Paulo - SP - Brazil
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